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Alpine hat zuletzt, nur um über Wasser zu bleiben, zahlreiche nicht kostendeckende Aufträge angenommen. Zu diesen Konditionen baut keine gesunde Firma.

Foto: reuters/ebenbichler dominic

Norbert Steiner bringt so rasch nichts aus der Fassung: Er war Bauverantwortlicher bei der ÖBB, beim Skylink am Flughafen Wien und jetzt kämpft er als Obmann der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Alpenland mit der Alpine-Pleite. Alpenland hat in Niederösterreich derzeit zwei offene Alpine-Baustellen: eine Reihenhausanlage in Purkersdorf und eine Wohn-/Reihenhausanlage in Königstetten.

Gesunde Firmen verlangen extra

Beide stehen seit Beginn voriger Woche still. Laut Steiner haben die künftigen Eigentümer, die ja bereits eine erhebliche Anzahlung für die neue Bleibe geleistet haben, vertragsgemäß das Recht, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Steiner sagte im Gespräch mit dem Standard, dass er sich in den nächsten Tagen "selbst bemühen will, eine regionale Firma als Nachfolgerin für die Alpine zu finden", und wieder klare Rechtsverhältnisse herstellen will. Wie lange sich die Übergabe der Immobilien an die Käufer verzögern wird, bzw. wie hoch der finanzielle Ausfall sei, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Ganz so einfach wird die Suche nach einem Nachfolger für die Pleitefirma nicht werden, zumal die neue Baufirma wohl teurer sein wird. Alpine hat zuletzt, nur um über Wasser zu bleiben, zahlreiche nicht kostendeckende Aufträge angenommen. Zu diesen Konditionen baut keine gesunde Firma.

Haftung für Schäden

Darüber hinaus haftet die Alpine für bereits von ihr fertiggestellte Bauten im Zuge der Gewährleistung für Schäden und Mängel. Laut Alpenland seien dafür Haftrücklässe bei Vertragsabschluss gebildet worden und aus diesen werden etwaige Schäden beglichen.

Einen solchen Fall hat auch der Flughafen Wien: Die Alpine war Teil eines Konsortiums bei der Sanierung einer Piste. Laut Flughafenvorstand Günther Ofner wurden die Sanierungskosten noch nicht zur Gänze bezahlt. Nun würden die Haftrücklässe und Mängel penibel erfasst "und von der Schlusssumme abgezogen".

Nachdem eine große Auffanglösung für die Alpine gescheitert ist, kommt auf den Masseverwalter in den nächsten Monaten eine Mammutaufgabe zu: Bei österreichweit 4000 Baustellen muss er pro Bundesland die Baustellen zunächst abrechnen, dann mit Interessenten verhandeln und schließlich an den Bestbieter vergeben.

Solidarhaftung bei Großprojekten

Anders ist die Situation bei Arbeitsgemeinschaften, die bei Großprojekten wie dem neuen Wiener Hauptbahnhof gebildet werden und bei denen die Alpine ein Teil war. Fällt ein Partner aus, übernimmt der Rest dessen Anteile im Zuge der Solidarhaftung.

Anders ist die Situation bei öffentlichen Einzelaufträgen: Dann muss entweder neu ausgeschrieben werden, oder der Auftrag geht an den Zweitgereihten. Porr-Chef Karl-Heinz Strauss appelliert, den jeweils Zweitgereihten aus der ursprünglichen Ausschreibung zu nehmen. Alles andere koste zu viel Zeit. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 26.6.2013)