Der besorgte Vater versucht, das Kind in Sicherheit zu bringen: Brad Pitt (als Gerry Lane) in "World War Z", einem Film von Marc Forster.

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Konnte Filmende zweimal drehen: Marc Forster.

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Wien/Berlin - 2006 erschien in den USA das Buch World War Z von Max Brooks. Darin wird die Geschichte des globalen Ausbruchs einer "walking plague" erzählt, also einer "wandelnden Pest", die dazu führt, dass die Zivilisation in ihrer Entwicklung weit zurückgeworfen wird. Brooks legte seine Geschichte vielstimmig an, aus allen Weltgegenden kommen Überlebende zu Wort. Sein Buch ist interessant auch als eine geopolitische Zukunftsfantasie, in der vom illegalen Organhandel bis zu Pharma-Hypes zahlreiche aktuelle Phänomene auftauchen.

Die Filmrechte gingen an Paramount und an Plan B, die Produktionsfirma von Brad Pitt. Als Regisseur wurde der gebürtige Deutsche Marc Forster verpflichtet, der wenige Tage vor dem Filmstart in Deutschland zu einem Interview zur Verfügung stand und eingangs bekannte: "Ich habe als Jugendlicher viele Zombie-Filme gesehen, das waren ja meistens B-Filme, die in erster Linie reine Unterhaltung sein wollten. Sie hatten aber auch immer einen sozialpolitischen Background, den man hineininterpretieren konnte."

Der Film World War Z, den Forster nun auf Grundlage des Romans gemacht hat, ist alles andere als ein B-Film. Es handelt sich um eine Hollywood- Großproduktion, bei der aufgrund der hohen Kosten eine Menge auf dem Spiel steht. War das vielleicht ein Grund, die ganze Geschichte so extrem auf Brad Pitt zuzuschneiden, der einen Familienvater namens Gerry Lane spielt, der - als ehemaliger Elitesoldat - quasi im Alleingang einmal rund um die Welt fliegt, um ein Gegenmittel gegen die untoten Horden zu finden? "Das Prinzip des Buches war filmisch schwer umzusetzen, ich wollte eher eine lineare Struktur entwickeln, damit es möglich wird, sich mit einer Figur zu identifizieren", sagt Forster, der bei World War Z mit Brad Pitt in einer doppelten Funktion zu tun hatte - der Star war zugleich Produzent, also sein Chef. War das schwierig?

"Am Set ist Brad wirklich ganz und gar Schauspieler, er ist offen und konzentriert sich auf seine Rolle, er lässt sich Anweisungen geben. In dem Moment aber, wo der Drehtag zu Ende ist, wird er zum Produzenten, dann hat er eine andere Sichtweise. Der Vorteil war, dass er versteht, was auf der kreativen Seite wichtig ist, und dass wir zusammen versuchen, das auch zu bekommen und dem Studio zu erläutern. Konflikte sind positiv."

Das Gespräch mit Forster stand natürlich ein wenig unter dem Eindruck einer großen Geschichte im amerikanischen Vanity Fair, in der die Produktion von World War Z als chaotisch geschildert wird und der Regisseur als schwächstes Glied zwischen Paramount und dem Produzenten Pitt. Warum lässt er sich überhaupt auf so etwas ein, wo doch seine dramatischen Filme wie etwa Monster's Ball ihm viel mehr zu liegen scheinen?

Lust auf Geschichte

"Nach Quantum of Solace, dem Bond-Film, bei dem ich es nicht geschafft habe, das Drehbuch richtig zu Ende zu entwickeln, wollte ich noch einmal einen Blockbuster versuchen und dieses Mal versuchen, mich wirklich mit der Geschichte auseinanderzusetzen." Und ist das gelungen? "Ich glaube schon, immerhin hat das Studio sich schließlich darauf eingelassen, das Ende noch einmal zu drehen, und zwar nach meinen Vorstellungen."

Ursprünglich sollte World War Z, nachdem Gerry Lane in Korea und in Israel nach den Ursprüngen der Zombie-Seuche und nach Verteidigungsstrategien gesucht hatte, mit einer Schlacht enden. Doch in der fertigen Fassung ist der Showdown ganz anders, er findet in einem Labor in Wales statt und lässt alle Möglichkeiten für eine Fortsetzung offen.

Dass World War Z so deutlich ein Kompromiss zwischen verschiedenen Ideen geworden ist, dass von der Radikalität der Vision von Brooks wenig geblieben ist, will Forster so nicht gelten lassen. Wie verhält es sich nun also mit dem "sozialpolitischen Gehalt" von World War Z? Forster antwortet mit einem Motiv für die Massenszenen, die ihm besonders wichtig waren. "Ich hatte schon als Kind immer diese Visionen von Schwärmen, ob das nun Fische oder Vögel waren. In den Israel-Szenen wird das besonders deutlich, hier liegt ein starker Symbolgehalt. Die Zombies kann nichts aufhalten."

Für Forster "symbolisiert das eine Menschheit, die sich um die letzten Ressourcen schlagen muss. Im Jahr 2050 werden auf diesem Planeten zehn Milliarden Menschen leben. Was das bedeuten könnte, versuchen wir hier auszumalen." (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 26.6.2013)