In der mittelständischen Internet-Wirtschaft läuten nach dem Bekanntwerden von Spionage-Programmen der US- und der britischen Geheimdienste die Alarmglocken. Das US-Spähprogramm "Prism" und sein britisches Pendant "Tempora" seien "nur die Spitze des Eisbergs", warnte der Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi) am Dienstag. Über Jahre schon bedienten sich ausländische Geheimdienste hemmungslos an den Daten deutscher Bürger und Unternehmen - mit unabsehbarem Schaden.

"Unsere Wirtschaft ist sehr stark von ausländischen Technologien abhängig und wir wissen nicht, ob und welche Hintertüren noch in häufig benutzten Soft- und Hardwareprodukten eingebaut sind"

"Deutschland ist besonders anfällig für solche Spionageaktionen", sagte Michaela Merz, IT-Sicherheitsexpertin des Verbandes. "Unsere Wirtschaft ist sehr stark von ausländischen Technologien abhängig und wir wissen nicht, ob und welche Hintertüren noch in häufig benutzten Soft- und Hardwareprodukten eingebaut sind", sagte sie.

BITMi-Präsident Oliver Grün forderte technische Lösungen für eine sichere Kommunikation, bei der Daten zuverlässig geschützt würden. Er sprach sich dafür aus, Europa unabhängiger von Technologien aus anderen Weltregionen zu machen. Er erinnerte daran, dass die Europäer es schon einmal vor Jahrzehnten mit dem Flugzeugbauer Airbus schafften, sich aus der Umklammerung eines Quasi-Monopolisten - Boeing - zu lösen. "Jetzt wird es Zeit, über einen Internet-Airbus nachzudenken", forderte Grün.

Der BITMi steht nach eigenen Angaben für die Interessen von mehr als 800 mittelständischen IT-Unternehmen. Die Bundesregierung bemüht sich derzeit, bei den Behörden in den USA und Großbritannien Informationen zu erhalten, ob und in welchem Ausmaß die Ausspähaktionen auch Deutschland berühren. (APA, 25.6. 2013)