Seit Frühjahr 2013 ist die Matrixstruktur an der Fachhochschule Wiener Neustadt (FHWN) installiert. Fortan stehen den fünf Fakultäten - Gesundheit, Technik, Wirtschaft, Sicherheit und Sport - drei Institute (das Institut für Persönliche Kompetenzentwicklung, das Institut für Recht und das Institut für Quantitative Studien) zur Seite, die die internen Schnittstellen erhöhen und zur besseren Nutzung der Synergien innerhalb der Fachhochschule beitragen sollen. Wie sich das konkret in Prozessen ausdrücken wird, kann man - jetzt, da man sich mehr oder minder in einer Phase der gegenseitigen Annäherung befindet - nur erahnen.

Große Erwartungen gehen mit der neuen Struktur einher - durchaus berechtigte: Die Ökonomie spielt ebenso eine Rolle wie unter anderem die effiziente Synergiennutzung in Forschung und Lehre. Die erhöhte Gesamttransparenz verlangt höchsten Kommunikationsaufwand, erlaubt aber eine genauere "Belieferung" der Fakultäten mit "Paketen und Services" durch die Institute.

Aufgelegte Struktur

Potenzial für viele Synergien Christian Anzur, Leiter des Insituts für Quantitative Studien, nennt die Matrix eine für die FHWN "aufgelegte Struktur bzw. das Ermöglichen eines Prozesses, der sich von selbst aufgedrängt hat". Die Fachhochschule sei in ihrer Aufstellung groß genug für fünf Fakultäten und klein genug, um sowohl als Mitarbeiter, Lehrende und Forschende von der Diversität im Haus großen Nutzen zu ziehen, sagt Anzur.

Das Institut für Recht mit seiner neuen Leiterin Kristina Riedl befindet sich aktuell mitten in Evaluierungsprozessen, die die Bedürfnisse der einzelnen Fakultäten ins Auge fassen. A la longue, so Riedl, könne man einerseits vieles in der Lehre effizienter gestalten, Doppelgleisigkeiten vermeiden - das betreffe auch die Forschung - und habe andererseits die Möglichkeit, sein fachliches Spektrum enorm zu erweitern.

"Am Beginn dieser Prozesse"

Daneben habe das Institut auch die Position einer "hausinternen Rechtsabteilung". Auch darüber ließen sich viele Inhalte, zum Beispiel die Prüfungsordnung im Haus, vereinheitlichen und somit auch vereinfachen. Riedl: "Wir stehen erst am Beginn dieser Prozesse, aber ich finde die Auf- gaben und die Zusammenarbeit mit völlig anderen Fachbereichen, das Über-den-Tellerrand-Schauen, faszinierend, die Dialogkultur ist wertschätzend, und nicht zuletzt ist diese Form der Organisation wirtschaftlich sinnvoll."

Die Vorteile dieser neuen Struktur überwiegen, sagt auch Elfie Hofer, Leiterin des Instituts für Persönliche Kompetenzentwicklung, sie freue sich über den akademischen Dialog mit den Kollegen - man sei ja bereits in fast allen Studienprogrammen engagiert. Dennoch gelte es zunächst einander kennenzulernen, zusammen zu wachsen und eine gemeinsame Kultur zu entwickeln. Hofer sieht in der neuen Struktur die Chance, Wissen und Kompetenz gemeinsam zu integrieren. Hofer: "Inhalte brauchen Kompetenzen, um bewegt zu werden - und vice versa." Die räumliche Nähe und die Neugier aufeinander stimmen zuversichtlich. (Heidi Aichinger, DER STANDARD, 22./23.6.2013)