Blues- und Soulsänger Bobby "Blue" Bland war einer der großen Unbekannten des Rhythm and Blues.

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Memphis/Wien - Blues- und Soulmusiker Bobby Bland konnte zwischen den Jahren 1957 und 1985 insgesamt 63 Singles in den US-amerikanischen Rhythm-and-Blues-Charts platzieren. Er zählte damit zu den erfolgreichsten afroamerikanischen Künstlern seiner Generation. Bland wurde nicht nur in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, sondern erhielt 1997 auch einen Grammy für sein Lebenswerk.

Der große Erfolg (auf dem ungleich größeren "weißen" Markt) blieb ihm aber dann doch versagt. Nur kurz schaffte es der Sänger, auch hier Fuß zu fassen, Mitte der 1970er-Jahre mit seinen beiden dezent Richtung Mainstream produzierten Arbeiten His California Album und Dreamer sowie Songs wie dem später vielfach gecoverten Klassikern (Ain't No Love) In The Heart Of The City oder I Wouldn't Treat A Dog (The Way You Treated Me) und The Right Place At The Right Time.

Bobby "Blue" Bland wurde als Robert Calvin Brooks am 21. 1. 1930 in einem Kaff nördlich von Memphis, Tennessee, in ärmliche Verhältnisse geboren. Die Familie zerbrach. Er nahm den Namen seines Stiefvaters an, ging früh von der Schule ab und arbeitete auf den Baumwollfeldern. Mit 17 zog er nach Memphis, spielte in diversen Bluesbands unter anderem auch mit B. B. King, dessen Fahrer er für eine Zeitlang wurde.

Nach dem Armeedienst folgten erste Erfolge für das Duke-Label. Bobby " Blue" Bland veröffentlichte druckvolle, kräftige Bluessongs wie Stormy Monday Blues, St. James Infirmary oder I Smell Trouble. Bis Ende der 1960er-Jahre absolvierte er mit eigener Band bis zu 300 Auftritte pro Jahr. Alkoholprobleme folgten, die Band brach auseinander. Es folgte eine Phase der Läuterung.

Nicht nur Blands Baritonstimme war danach dunkler und gefühliger geworden. Auch dank seiner langjährigen Zusammenarbeit mit dem Trompeter und Arrangeur Joe Scott wurde die Musik nun emotional reicher - und träger. Bläserlastiger "Deep Soul" war angesagt, nach wie vor gespickt mit von B. B. King inspirierter, schneidender Leadgitarre. 

Mit B. B. King spielte Bland auch zwei unverständlicherweise erfolglose Livealben ein. Zuletzt veröffentlichte er hochgelobte, wieder mehr Richtung Blues gehende Alben auf dem Label Malaco.

Seit einigen Jahren war Bobby "Blue" Bland an den Rollstuhl gefesselt, er trat aber noch gelegentlich auf. Nach gesundheitlichen Komplikationen ist er nun 83-jährig in Memphis gestorben. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 25.6.2013)