Rumänische und bulgarische Arbeiter in deutschen Schlachthöfen sollen weniger als fünf Euro die Stunde erhalten.

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Lohndumping orten die Konkurrenten außerhalb Deutschlands.

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Paris/Düsseldorf - In Frankreich wächst der Unmut über das Sozialdumping deutscher Schlachthöfe. Laut hörbar ist die Kritik in der Bretagne, wo ein Großteil des französischen Tischfleisches produziert wird. Mehrere Schlachthöfe stehen dort vor der Schließung.

In der Gemeinde Lampaul sucht der Fleischkonzern Gad, einst Nummer eins in Europa, bisher vergeblich Käufer für die Verarbeitung von täglich 4000 Tieren. Die 850 verbleibenden Arbeiter erhalten einen Mindestlohn von 9,40 Euro die Stunde oder mehr; laut Gewerkschaft ist das gut das Doppelte, was rumänische und bulgarische Arbeiter in deutschen Schlachthöfen erhalten.

Die schlechte Bezahlung war auch Thema einer NRD-Dokumentation, die am Montag ausgestrahlt wurde.

Kritik an Deutschen

Angeprangert werden auch spanische und dänische Fleischverarbeiter; die Hauptkritik richtet sich aber gegen deutsche. Wie Mitte des 20. Jahrhunderts höre man in der Bretagne wieder das Wort "boches" für "Deutsche", berichten lokale Medien. Und dies, obwohl die Bretonen sonst als sehr deutschfreundlich gelten.

In deutschen Schlachthöfen sollen nun erneut Leiharbeiterkolonnen systematisch schwarz beschäftigt worden sein. Es werde gegen 22 Beschuldigte und ein Firmengeflecht von zwei Dutzend Unternehmen ermittelt, bestätigte die Staatsanwaltschaft am Montag. Neben Frankreich gab es erst kürzlich auch aus Österreich und Belgien heftige Kritik an der Billigkonkurrenz aus Deutschland.

Moderne Sklaverei

Österreichs Branchenvertreter Hans Schlederer sprach jüngst von " Schweinerei", von "moderner Sklaverei" und "Lohndumping". Das Problem habe sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren verschärft. (brä, APA, DER STANDARD, 25.6.2013)