Stoßzeit in der U4-Station Spittelau. Die Luft, ein Gemisch aus Leberkäs-Schwaden, Döner-Wolken und gemeinem Leibschweiß, ist zum Schneiden. Dementsprechend klebriges Gedränge auf dem Bahnsteig, die Abfahrt verzögert sich. Da ertönt die Stimme des U-Bahn-Chauffeurs: " Sehr geehrte Damen und Herren, die Wiener Linien bieten in Kürze verpflichtende Deutschkurse für Fahrgäste an, die den Satz ,Bitte nicht mehr einsteigen!' nicht verstehen. Danke." Allgemeine Heiterkeit, der Zug fährt ab.

Soll noch einer sagen, dass es den U-Bahn-Fahrern an Humor mangle. Speziell, wo die Episode bei näherer Betrachtung durchaus über den Moment hinausweist - es waren schließlich die Wiener Linien, die mit neuen Durchsagen ("Zurückbleiben bitte!") massiven Eigenbedarf an Weiterbildungsmaßnahmen dieser Art anmeldeten.

Aber auch sonst ist die Idee, verpflichtende Deutschkurse zuerst einmal für Inländer anzubieten, bestechend. Insbesondere die Werbeabteilung der FPÖ bemüht sich allzu nachhaltig um einen willkürlicheren Umgang mit Rechtschreibung und Grammatik. Plakattexte wie "Unser Herz schlägt für Innsbruck, andere für Spekulaten (!) und Pleitestaaten", "Für eine starke Oposition - FPÖ" oder "... Einführung der Grenzkontrollen um dem (!) Kriminaltourismus zu stoppen" lesen sich wie verzweifelte Hilfeschreie in diese Richtung. Dem sollte nachgegeben werden! (Severin Corti, DER STANDARD, 24.6.2013)