Rom - Zehntausende Demonstranten sind am Samstag in Rom für eine aktive Beschäftigungspolitik und Steuergerechtigkeit auf die Straße gegangen. In zwei Marschkolonnen zogen sie mit Transparenten und bunten Luftballons durch das Zentrum der Stadt bis zum Platz vor der Lateran-Basilika. Dort hörten sie den Reden der drei größten Gewerkschaftsverbänden des Landes zu , die erstmals seit fast zehn Jahren gemeinsam zu einer großen Demonstration in der Hauptstadt aufgerufen hatten.

Die Chefin des linksorientierten Gewerkschaftsbunds CGIL, Susanna Camusso, forderte "rasche Antworten zur Überwindung der Krise". Notwendig seien "Steuererleichterungen für Arbeiter und Rentner zur Ankurbelung von Verbrauch und Produktion". Luigi Angeletti von der gemäßigten UIL sagte: "Genug der schönen Worte. Es reicht nicht, die Probleme aufzuzählen. Regierungen sind dazu da, sie zu lösen."

Breites Bündnis

Die linksbürgerliche Demokratische Partei (PD) unterstützte die Kundgebung. Ihr Vorsitzender Guglielmo Epifano, Vorgänger von Camusso an der Spitze der CGIL, beteiligte sich an der Demonstration. Ebenfalls zu dem Protest mobilisiert hatte der aus der katholischen Tradition stammende Gewerkschaftsbund CISL.

Die Regierung von Ministerpräsident Enrico Letta von der Demokratischen Partei hat sich den Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen, auf die Fahnen geschrieben. Das Mittelmeerland befindet sich seit Ende 2011 in der Rezession, die Schulden machen etwa 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, und der Spielraum der Regierung zur Überwindung der Krise ist gering.

Am Freitag hatten die EU-Finanzminister beschlossen, das Defizitverfahren gegen das hoch verschuldete Italien einzustellen. Ein Aufschub der Sparvorgaben ist möglich, wenn ein Land geforderte Reformen erfüllt, aber aufgrund schlechter Wirtschaftsdaten Probleme bei der Einhaltung der EU-Defizitregel von drei Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung hat. (APA, 22.6.2013)