Wien - Der Heimat von Finanzministerin Maria Fekter, Attnang-Puchheim, könnte bald ein lokaler Leitbetrieb abhandenkommen. Der oberösterreichische Industrieanlagenbauer Doubrava kämpft mit massiven finanziellen Problemen. Findet sich nicht in den nächsten Tagen ein Investor, droht dem Unternehmen laut Informationen des Standard Anfang Juli die Insolvenz. Direkt betroffen wären rund 240 Mitarbeiter. Im Insolvenzfall könnten aber auch Jobs bei Zuliefererfirmen wegfallen.

Das 1955 gegründete Unternehmen Doubrava ist auf die Produktion von Betonanlagen, Trockenbaustoffanlagen und Fördertechnik spezialisiert und verzeichnete im Vorjahr einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro. Das Eigenkapital war bereits 2012 negativ, die erhoffte Verbesserung bei der Auftragslage trat allerdings nicht ein. Im Gegenteil, im ersten Halbjahr 2013 kam es zu einem dramatischen Einbruch, zuletzt haben die Banken (die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und die Bank Austria) den Geldhahn zugedreht.

Zu einem Schuldenschnitt, auf den das Unternehmen drängt, waren die Geldhäuser bisher nicht bereit. Die Kreditverbindlichkeiten an sich klingen auch nicht rasend dramatisch, sie liegen bei etwa sechs Millionen Euro. Allerdings, was das Risiko für die Banken erhöht: Zusätzlich wurden von ihnen Garantien im Ausmaß von über 20 Millionen Euro übernommen. Wie aus einem hausinternen Aktenvermerk hervorgeht, drohen im Falle der Insolvenz zudem "enorme Rückforderungs- und Schadenersatzansprüche der Kunden".

Für die Raiffeisenlandesbank, die rund zwei Drittel der Kredite vergab, ist der Fall doppelt heikel. Über ihre Beteiligungsgesellschaft Invest AG ist sie zu einem knappen Drittel direkt an Doubrava beteiligt.

Dem Vernehmen nach bräuchte der Anlagenbauer zumindest vier Millionen Euro an frischem Kapital, um dauerhaft überleben zu können. Investoren würden aber wohl nur dann einsteigen, wenn die Banken auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten, heißt es in Verhandlerkreisen.

Der Vorsitzende des Unternehmensbeirats, Clemens Trauttenberg, will zwar keine Details kommentieren, bestätigte aber, dass die wirtschaftliche Lage zu einer "substanziellen Existenzkrise" geführt habe. Man verhandle derzeit mit einem "Konsortium aus dem breiteren Branchenumfeld", so Trauttenberg. "Wenn alle Beteiligten und Gläubiger an einer Lösung arbeiten, sollte eine Fortführung möglich sein." (Günther Oswald, DER STANDARD, 22.6.2013)