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Der Schafberg ruft - für Gott, Kaiser und Vaterland auf in neue Sphären.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Doch eine Überdosis Schmalz verursacht Reisebeschwerden.

St. Wolfgang - Ob nun im Jahr 1968 der Mond erstmals angeflogen und bestiegen wurde, wird von Zweiflern und Weltverschwörern gern infrage gestellt. Doch vollkommen übersehen wird, dass bereits 1911 zumindest irdischer Besuch drohte. Mondbasis war damals aber nicht etwa "Alpha 1", sondern die Spitze des 1782 Meter hohen Schafberges im Salzkammergut. Der Lokomotivführer Berthold Hödlmoser und der Physiker Carl Cranz wollen mit einer dampfbetriebenen Haubitze zuerst bis ins böhmische Pilsen und dann zum Mond. Die Abschussrampe ist als Materialaufzug auf den Schafberg getarnt, das Projekt selbstverständlich streng geheim: Die k. u. k. Armee unterstützt den utopischen Flugtraum, der als "Hödlmoser- Cranz-Versuch" in die Geschichtsbücher eingeht - zumindest in die Drehbücher der Künstlergruppe "Lawine Torrén" rund um den Freilufttheater-Spezialisten Hubert Lepka. Mittwochabend hatte das Spektakel in luftiger Höhe Premiere.

Bergdrama

Mit sechs Schauspielern versucht "Lawine Torrén" jene selbstzerstörerische Atmosphäre auf den Schafberg zu bringen, die letztlich nicht nur das von Jules Verne inspirierte Projekt, sondern gleich die gesamte k. u. k. Monarchie zum Scheitern bringt.

Die Bühne ist dank Alpenpanorama unvergleichlich, und dass Lepka auf das große Performance-Spektakel verzichtet und so der Naturgewalt nicht im Wege steht, macht Schafberg 1911 zu einer ganz besonderen Bergtour.

Gipfelsieg

Doch einen echten Gipfelsieg verhindert das matte Drehbuch von Autor Joey Wipplinger. Liebe, Eifersucht, Intrigen, Machtspiele - viel Herz, Heimat und Schmalz. Der Operetten-Launigkeit des nahen St. Wolfgang kann man offensichtlich nicht einmal auf 1782 Höhenmetern entkommen. Und hätte der fidele Kellner Leopold aus dem Weißen Rössl an diesem Abend selbst die Mondrakete gezündet - im Publikum hätte es wohl niemanden verwundert.

Die zu sehr in sich verwobenen Handlungsstränge halten den Spannungsbogen flach. Und den Zuschauer fest am Boden. Was schade ist: Denn jede große Reise beginnt als Abenteuer im Kopf. Auch die zum Mond. Bis 29. Juni stehen weitere sieben Vorstellungen auf dem Programm. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 22./23.6.2013)