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Mehr als jede Dritte Frau weltweit erleidet sexuelle oder andere körperliche Gewalt.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Sexuelle und andere körperliche Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor weit verbreitet: Laut WHO erleiden etwa 36 Prozent aller Frauen weltweit Prügel, Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen oder andere Taten, wie aus der ersten systematischen Datenerhebung zu diesem Problem hervorgeht. "Gewalt gegen Frauen ist ein globales Gesundheitsproblem von epidemischem Ausmaß", erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan.

Täter ist meist der eigene Partner

"Zugleich sehen wir, dass das Gesundheitswesen mehr für Frauen, die Gewalt erfahren, tun kann und tun muss", sagte Chan. Zu den Ergebnissen der weltweiten Studie gehört, dass Frauen weit öfter sexuellen und anderen Brutalitäten durch ihre eigenen Ehemänner ausgesetzt sind als durch fremde Vergewaltiger. Außerdem sei bei 38 Prozent aller Frauen, die Opfer von Morden werden, der aktuelle oder ehemalige Intimpartner der Täter.

Lediglich sieben Prozent aller Frauen werden der Studie zufolge Opfer sexueller Gewalt durch andere Menschen als ihre Beziehungspartner. Für die Studie wurde eine untere Altersgrenze von 15 Jahren angesetzt. Nicht wenige Frauen und Mädchen erleiden sogar beide Formen der Gewaltausübung. Die Daten für den umfangreichen Bericht wurden von Experten der WHO sowie der London School of Hygiene and Tropical Medicine und des South African Medical Research Council zusammengetragen.

Gesundheitliche Folgen

Die WHO veröffentlichte zugleich einen umfangreichen Ratgeber für Kliniken und medizinisches Personal zur besseren Erkennung von Hinweisen auf Vergewaltigungen und andere Formen körperlicher Gewalt. Viele der Frauen würden aus Angst vor Stigmatisierung oder Scham die Ursachen von Verletzungen oder auch von psychischen Leiden verschleiern. Das erschwere oft medizinische Hilfe.

"Gewalt macht die Frauen leichter angreifbar für ein ganzes Spektrum von kurzzeitigen sowie langwierigen Gesundheitsproblemen", sagte die WHO-Expertin Claudia Garcia-Moreno. "Daher ist es notwendig, dass im Gesundheitswesen Gewalt gegen Frauen ernster als bisher genommen wird."

Unter den Folgen der Gewalt gegen Frauen nennt die WHO Depressionen und Alkoholprobleme. Vergewaltigte Frauen seien 1,5 Mal öfter mit Geschlechtskrankheiten infiziert als andere. Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, doppelt so groß wie bei anderen Frauen. Die Wissenschafter stellten auch fest, dass jene Frauen, die in ihrer Beziehung immer wieder Gewalt erleben, Gefahr laufen, Kinder mit einem bis zu 16 Prozent geringeren Geburtsgewicht als normal zur Welt bringen.

Weltweites Problem

Die Datensammlung macht deutlich, dass Gewalt gegen Frauen in allen Ländern, Kulturen und Gesellschaftsschichten ein großes Problem ist. Das Ausmaß scheint jedoch auch in einem Zusammenhang zum Wohlstandsgefälle auf der Welt zu stehen. So sind der Studie zufolge in Regionen mit einem hohen Durchschnittseinkommen - darunter Nordamerika, Westeuropa, Australien und Japan - 23,2 Prozent und im restlichen Europa 25,4 Prozent der Frauen Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt durch Beziehungspartner. In Südostasien seien es 37,7 Prozent und in Afrika 36,6 Prozent.

Am häufigsten sind Frauen zwischen 40 und 44 Jahren Opfer von Gewalt in Beziehungen (rund 38 Prozent), am wenigsten zwischen 50 und 59 Jahren (15 Prozent). Bereits bei den 15- bis 19-Jährigen sind es erschreckende 29 Prozent. (APA/red, derStandard.at, 20.6.2013)