Die Umgebung des Schwarzen Lochs im Herzen der Galaxie NGC 3783 (künstlerische Darstellung)

Illu.: ESO/M. Kornmesser

Garching - Von einem gigantischen Schwarzen Loch in einer unserer Nachbargalaxien strömt kühler Staubwind weg. Der Staub hat nur Zimmertemperatur und wird offensichtlich von der intensiven Strahlung aus der unmittelbaren Umgebung des Schwarzen Lochs weggeblasen, berichten Forscher um den deutschen Astronomen Sebastian Hönig. Dieser Effekt müsse bei künftigen Modellen zu Staubverteilung und Wachstum supermassereicher Schwarzer Löcher berücksichtigt werden. Die Untersuchung wird im "The Astrophysical Journal" veröffentlicht.

Beobachtungen mit dem VLT in Chile

Die Astronomen hatten mit dem "Very Large Telescope" (VLT) der Europäischen Südsternwarte Eso in Chile den Kern der nahe gelegenen aktiven Galaxie NGC 3783 untersucht. Wie in fast jeder Galaxie beherbergt auch diese in ihrem Zentrum ein gigantisches Schwarzes Loch. Es verleibt sich derzeit große Mengen Materie aus seiner Umgebung ein, wobei sehr viel Energie in Form von intensiver Strahlung frei wird. So bildet sich ein sogenannter Aktiver Galaxienkern (Active Galactic Nucleus, AGN). Diese Gebilde gehören zu den energiereichsten Objekten im Universum.

Die bisherigen Modelle gehen davon aus, dass Schwarze Löcher von großen, heißen Staubringen umgeben werden. Die Astronomen beobachteten auch um das Schwarze Loch im Zentrum von NGC 3783 einen solchen heißen Staubring. Zu ihrer Überraschung stießen sie jedoch auch auf große Mengen kühlen Staubs ober- und unterhalb dieses Rings. "Das ist das erste Mal, dass wir in der Lage sind, detaillierte Beobachtungen des kühlen Staubs mit Raumtemperatur um einen AGN im mittleren Infrarotbereich mit ähnlich detaillierten Beobachtungen des sehr heißen Staubs zu vereinen", erläuterte Hönig, der an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara arbeitet.

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Strahlung bläst Material weg

Der Staub bildet einen kühlen Wind, der vom Schwarzen Loch wegströmt. Die Entdeckung könnte zu einem besseren Verständnis der Dynamik Aktiver Galaxienkerne führen, hoffen die Astronomen. Sie zeige erstmals, dass Staub von der intensiven Strahlung eines Schwarzen Lochs weggedrückt werde. Zwar verschlucken Schwarze Löcher jede Menge Materie, die dabei freiwerdende Strahlung scheine gleichzeitig jedoch auch Materie wegzublasen, erläuterte die Eso an ihrem Hauptsitz in Garching bei München. Das Zusammenspiel dieser beiden Effekte sei noch nicht verstanden. (APA/red, derStandard.at, 20.6.2013)