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Demo in Rio de Janeiros Schwesterstadt Niteroi

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Demonstranten in Fortaleza werfen mit Steinen und anderen Gegenständen ...

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... die Polizei setzt Gummigeschosse ein.

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Szene vor dem Fußballstadion in Fortaleza. 

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Pele machte sich mit seinem Aufruf, doch wieder zur Tagesordnung sprich dem Fußball zurückzukehren, unbeliebt.

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Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten vor einem Fußballstadion im brasilianischen Fortaleza sind mindestens zwei Protestteilnehmer verletzt worden. Einige der rund 10.000 Demonstranten vor dem Stadion warfen am Mittwochabend Steine auf Sicherheitskräfte, die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschoße ein.

In Fortaleza wurde das Spiel Brasilien gegen Mexiko im Confederations Cup ausgetragen, der als Generalprobe für die Fußball-WM 2014 in Brasilien gilt. Die seit Tagen anhaltenden Sozialproteste im Land richten sich gegen die hohen Ausgaben der Regierung für die Weltmeisterschaft sowie gegen Korruption, Misswirtschaft und Preiserhöhungen, zum Beispiel im öffentlichen Verkehr.

São Paulo senkt Öffi-Preise wieder

Die Demonstranten in São Paulo haben mittlerweile ihr wichtigstes Ziel erreicht: Die seit 2. Juni geltende Preiserhöhung für Bus- und U-Bahn-Tickets wird zurückgenommen. Das teilten São Paulos Gouverneur Geraldo Alckmin und der Bürgermeister der Elf-Millionen-Einwohner-Metropole, Fernando Haddad, am Mittwochabend mit.

Die Preise waren von 3,00 auf 3,20 Reais (1,10 Euro) angehoben worden, was mit notwendigen Investitionen begründet wurde. Beide Politiker sprachen von einem "großen Opfer" und machten klar, dass die Einnahmenausfälle an anderer Stelle ausgeglichen werden müssten. Darüber müsse gesprochen werden.

Rio zieht nach

Auch in Rio kündigte Bürgermeister Eduardo Paes die Rücknahme der Tariferhöhung von 2,75 auf 2,95 Reais an. Den gleichen Schritt hatten in der vergangenen Tagen bereits sieben andere Städte im Land verkündet.

In Niteroi bei Rio de Janeiro gingen am Mittwochabend aber erneut tausende Menschen auf die Straße. Es kam zu Zusammenstößen mit Sondereinheiten der Polizei, die Tränengas einsetzten. Die Demonstranten hatten zuvor eine Brücke besetzt. Einige Randalierer versuchten, einen Bus umzustürzen und in Brand zu setzen. Auch in São Paulo zogen wieder tausende Menschen über die zentrale Avenida Paulista.

"Ein Professor ist mehr wert als Neymar"

Im nordöstlich gelegenen Fortaleza, wo es beim Spiel Brasilien gegen Mexiko am Mittwoch die heftigsten Proteste gab, hatte der Bau des Novo-Castelao-Stadions 240 Millionen Dollar (179 Millionen Euro) verschlungen. Dieses Geld hätte nach Ansicht der Regierungskritiker besser in das marode Gesundheits- und Bildungssystem des Landes investiert werden sollen.

"Ein Professor ist mehr wert als Neymar", skandierten die Demonstranten mit Blick auf den populären Jungstar des Nationalteams, für dessen Wechsel der FC Barcelona 57 Millionen Euro zahlte. "Wir protestieren gegen die Verschwendung von Steuergeld für den Bau von Stadien, weil es für Bildung ausgegeben werden sollte", sagte der 18-jährige Aktivist Matheus Dantas.

Der Confederations Cup gilt als Testlauf für die Fußball-WM im kommenden Jahr, die Brasilien rund elf Milliarden Euro kosten soll.

Neymar kritisiert Regierung

Neymar hatte zuvor die Demonstranten ermutigt und zugleich die Regierung kritisiert. Er habe immer geglaubt, dass es nicht nötig sein werde, auf die Straße zu gehen, um Verbesserungen beim öffentlichen Verkehr, im Gesundheitswesen, der Bildung und der Sicherheit zu fordern. "Das alles ist Verpflichtung der Regierung", schrieb Neymar beim Fotodienst Instagram.

Die brasilianische Polizei verstärkte unterdessen ihre Sicherheitsvorkehrungen in den sechs Städten, wo der bis 30. Juni laufende Confederations Cup ausgetragen wird. Allein nach Fortaleza wurden rund 6.000 Polizeikräfte entsandt. 

Millionendemo bei Spiel in Rio Donnerstagabend

Für Rio kündigten mehrere Gruppen neuerliche Demonstrationen an, wenn am Donnerstag im Maracanã-Stadion das Spiel Spanien - Tahiti ausgetragen wird. FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke rechnet mit einer Million Demonstranten. Dia sagte der französische Funktionär am Rande der Confed-Cup-Begegnung zwischen Brasilien und Mexiko in Fortaleza der Nachrichtenagentur dpa. "Wir können nichts tun", so Valcke. "Das ist eine unangenehme Situation für alle Beteiligten. Niemand ist damit glücklich." 

Pele macht sich unbeliebt

Der Aufruf von Pele an die Demonstranten in Brasilien, die Straßen zu verlassen und sich auf Fußball zu konzentrieren, hat im sozialen Netzwerk großen Aufruhr und Unverständnis mit sich gebracht. Das Gastgeberland des Confederations Cups als Generalprobe für die Fußball-WM 2014 wird von Protesten gegen die Missstände im Land erschüttert. Geht es nach der früheren Fußball-Ikone Pele soll derzeit aber der Sport im Vordergrund stehen. (APA/red, derStandard.at, 19.6.2013)