Am Dienstagabend hat die Wiener Landesinnung Bau zum 28. Mal den Wiener Stadterneuerungspreis vergeben. Ziel des Wettbewerbs ist, vorbildliche Sanierungsprojekte vor den Vorhang zu bringen, bei denen die historische Bausubstanz erhalten und die Wohnverhältnisse verbessert werden können. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf einem "harmonischen Gesamtkonzept und einer gelungenen Kombination aus Alt und Neu" liegen. Aus 28 Einreichungen wurden die besten Projekte prämiert.

Fotos: PUBA

Zum Sieger wurde ein Sanierungsprojekt in der Grundsteingasse 32 gekürt. Geplant wurde es von Architekt Wolf Klerings und durchgeführt von der Pittel + Brausewetter GesmbH im Auftrag des Bauherrn "PUBA - Privatstiftung zur Unterstützung und Bildung von ArbeitnehmerInnen".

Das siegreiche Wohnhaus namens "Zum Bir Wagen" liegt im Ottakringer Brunnenmarktviertel. Die ältesten Plandokumente und Baubescheide für das Objekt stammen aus dem Jahr 1859.

Fotos: PUBA

 

Im Jahr 2005 wurde das Haus von einer Bauträger- und Invest­mentfirma gekauft und eine Baubewilligung für 30 Wohnein­heiten mit einer Gesamtwohn­nutzfläche von rund 1.500 Quadratmeter erwirkt. Drei Jahre später wechselte das Gebäude aber nochmals den Besitzer: 2008 erwarb die PUBA die Liegenschaft samt Baubewil­ligung. Gemeinsam mit den Bewohnern und einer neu formierten Wohngruppe begann noch im selben Jahr die Neuplanung als geförderte Sock­elsanierung nach dem WWFSG.

Fotos: PUBA

Die umfassende Sanierung beinhaltete die Instandsetzung allgemeiner Teile wie Dächer, Fassaden und Stiegenhäuser. Durch die Umbauten wurden die Altbestandswohnungen der Kategorie D auf Kategorie A angehoben.

Mit dem Dachgeschoß-Zubau entstanden insgesamt 19 Wohnungen, davon sechs Maisonetten, die zumeist eine Terrasse haben. Das Gesamtkonzept und die baumeisterlichen Leistungen gelten als Musterbeispiel für gelungene Stadterneuerung und haben die Fachjury unter dem Vorsitz von Landesinnungsmeister Rainer Pawlick überzeugt.

Fotos: PUBA

Eine der Vorgaben war, dass die bestehenden Mieter im Haus verbleiben und in die Planung und Sanierung einbezogen werden sollten. Außerdem sollten die Altmieter mit den Sanierungskosten nicht belastet werden, "es war keine Schlichtungsstellenverhandlung erforderlich", heißt es in der Presseunterlage. Auch bei einer Übersiedlung in neu adaptierte Wohnungen und Lokale ähnlicher Größe wurde keine Mieterhöhung vorgesehen.

Die Gesamtsanierungskosten betrugen rund 2,5 Millionen Euro, die Förderung des Landes Wien betrug rund 1,1 Millionen Euro.

Fotos: PUBA

Mit dem 2. Preis wurde ein Projekt in der Weidmanngasse in Wien-Hernals ausgezeichnet. Planer Fritz Brandstätter (Bauausführung: G. & M. Maier Bauunternehmung GesmbH) hat hier im Auftrag der Bauherren gleich drei Bestandsgebäude (Hausnummern 27 sowie 29 und 31) gemeinsam saniert.

Zunächst wurde das Gebäude in der Weidmanngasse 29 - ein 1891 errichtetes Zinshaus, dem 1921 ein Betriebsgebäude im Innenhof angefügt wurde - verkauft. Dabei wurde dem Käufer bekannt, dass auch der Eigentümer des um 1863 erbauten Fuhrwerkerhauses auf Nr. 31 einen Verkauf überlegt. Schließlich wurden beide Liegenschaften von einer Tullner Familie erworben, eine Totalsanierung wurde in die Wege geleitet.

Als die Entwurfsplanung abgeschlossen war, äußerte auch der Eigentümer des Hauses Nr. 27 seine Absicht zum Verkauf.

Fotos: Brandstätter

Nach Sanierung ist im Straßenbild wieder die Eigenständigkeit der Liegenschaften betont. Das Gründerzeithaus auf Nr. 29 war bereits seines Fassadenschmucks beraubt worden, weshalb hier auch die straßenseitige Außenwand mit einer Vollwärmschutzfassade thermisch verbessert und mit großen Fensterflächen zeitgemäß gestaltet wurde.

Auf Nr. 27 war der Erhalt der historischen Fassade als Hinweis auf das ursprüngliche Straßenbild der Weidmanngasse ein besonderes Anliegen. Die Aufstockung ist daher bewusst von der Straßenfluchtlinie abgesetzt und erhielt dort ein Rankgerüst.

Fotos: Brandstätter

Einer der beiden 3. Preis wurde dem Projekt der Silberpfeil Architekten und des Bauträgers WBG (Ausführende: Porr AG) in der Zirkusgasse 47 in Wien-Leopoldstadt zuerkannt. Hier wurde eine Sockelsanierung samt Dachgeschoßausbau an einem Objekt durchgeführt, das in den Jahren 1950 bis 1952 auf den Fundamenten eines Wohnungskomplexes aus der Gründerzeit errichtet worden war. 

67 bestehende Wohnungen wurden saniert, neu organisiert und haustechnisch neu ausgestattet. Im Dach wurden 31 neue Dachgeschosswohnungen mit Dachterrassen errichtet. Hofseitig wurde eine Stahlkonstruktion vorgelagert, in die Loggien und Balkone integriert wurden.

Fotos: Silberpfeil

Der zweite 3. Preis ging an ein Generalsanierungs- und Ausbauprojekt in der Siebenbrunnengasse 37 in Wien-Margareten, durchgeführt von den RRP Architekten für Bauherr J.E. Loidold GesmbH. (Ausführung: Zingl Bau GmbH.). 44 Wohneinheiten wurden generalsaniert bzw. im Dachgeschoß neu geschaffen.

Die Baudurchführung erfolgte bei laufendem Betrieb des Polycolleges im Erdgeschoß und im ersten Stock sowie auch des Nahversorgers. Teilweise waren auch die Wohnungen während der gesamten Bauzeit bewohnt.

Fotos: RRP Architekten

Einen Sonderpreis gab es schließlich auch für die Stadt Wien, genauer gesagt für die WISEG Wiener Substanzerhaltungsg.m.b.H. & Co KG, die als Bauherrin gemeinsam mit den P.Good Architekten (Praschl-Goodarzi) und der Wilhelm Sedlak GesmbH als bauausführende Firma mehrere Objekte der berühmten Werkbundsiedlung in Wien-Hietzing sanieren ließ.

Drei Häuser von Architekt Gerrit Rietveld in der Woinovichgasse 16, 18 und 20, sowie eines von Josef Hoffmann in der Veitingergasse 85 wurden revitalisiert. Drei der Häuser standen leer und konnten deshalb auch innen saniert werden. Parallel zu der "Mustersanierung" an den ersten vier Häusern wurden im Zuge des insgesamt rund zehn Millionen Euro teuren Sanierungsprojekt Bestands- und Schadensaufnahmen für die übrigen Häuser durchgeführt und ein Partizipationsprozess mit den Bewohnern gestartet. (map, derStandard.at, 19.6.2013)

Fotos: P.Good