Tanja Traxler

Wozu Wissenschaft? Der Jargon von Ökonomen hält für diese Frage Begriffe wie Innovation, Humankapital, globalen Wettbewerb und Kompetenzen parat. Vor allem Letztere stehen im Zentrum der "Skills-Strategie", die vor einem Jahr von der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) lanciert wurde. Deren Koordinatorin Joanne Caddy war letzte Woche auf Einladung des Verkehrsministeriums in Wien, um zum Thema "Talente für die Innovation von morgen" zu diskutieren.

Für Caddy sind "Kompetenzen die globale Währung des 21. Jahrhunderts. Wird nicht richtig in Kompetenzen investiert, kann sich technischer Fortschritt nicht in Wirtschaftswachstum niederschlagen, und Länder wie auch Individuen können in einer wissensbasierten Gesellschaft nicht mehr im Wettbewerb mithalten."

Die OECD arbeitet gerade mit den ersten drei Ländern - Norwegen, Korea und Österreich - an der Entwicklung nationaler Skills-Strategien. In Österreich etwa sind das Kanzleramt, mehrere Ministerien, wie das Bildungs-, Wissenschafts-, Arbeits- und Wirtschaftsministerium, Sozialpartner und Forschungseinrichtungen an dem Projekt beteiligt. Dabei gilt es, eine Balance zu finden zwischen Über- und Unterqualifikation und damit einen "richtigen Kompetenzenmix". In jüngster Zeit hätte man sich angestrengt, möglichst viele Menschen an die Hochschulen zu bringen, doch die enormen Raten der Jugendarbeitslosigkeit in manchen Ländern stimmen Caddy nachdenklich: " Es nutzt nichts, die bestausgebildeten jungen Leute der Welt zu haben, wenn der Arbeitsmarkt sie nicht aufnehmen kann."

Mit der geringsten Jugendarbeitslosenrate in der OECD wäre Österreich ein wichtiges Vorbild. Die besondere Herausforderung für Österreich sieht sie darin, aktiv zu werden, obwohl es keine akute Krise gibt. " Sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen ist gefährlich", meint Caddy. Für Österreich sei es jetzt wichtig, Maßnahmen einzuleiten, um auch künftig " gut aufgestellt" zu sein. Laut Pisa-Studie fehlen jedem vierten Schüler in Österreich wichtige Grundkenntnisse. "Diese große Gruppe leistungsschwacher Schüler hat ein erhöhtes Risiko, auf einem sich rasch verändernden Arbeitsmarkt nicht erfolgreich bestehen zu können."

Wichtige Kompetenzen in einer wissensbasierten Gesellschaft wären aber nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch Grundkenntnisse in wissenschaftlichem Denken. (trat, DER STANDARD, 19. 6. 2013)