Wien - Wenn Bundeskanzler Werner Faymann heute beim ÖGB-Kongress seine Rede hält, dann werden die Lehrervertreter in der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) genau hinhören, war es doch just der SPÖ-Chef, der zuletzt indirekt mit einer Lehrerdienstrechtslösung ohne Gewerkschaft gedroht hat, indem er " feststellte", dass das Parlament ein Gesetz für ein neues Lehrerdienstrecht auch "allein beschließen kann".

"Nicht auf lange Bank schieben"

Dazu sagt Heinrich Himmer, Vizevorsitzender der BMHS-Gewerkschaft der Lehrer an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen unter Verweis auf das Kongressmotto "Gerechtigkeit" im Standard-Gespräch: "Wenn Gewerkschaft und Regierung aufeinander zugehen, bietet die Sozialpartnerschaft den einzigen Weg zu einem gerechten Ergebnis." Himmer fordert unbedingt noch vor der Wahl im September eine verbindliche Fixierung der Eckpunkte: "Es muss ein klares Bekenntnis der Regierung, und zwar als Einigung mit der Gewerkschaft, geben, dass es ab 2019 ein neues Modell der Bezahlung und Dienstrecht gibt." Dann kommen die ersten Absolventen der neuen, gemeinsamen Lehrerausbildung: "Diese Dinge lassen sich nicht auf die lange Bank schieben", betont Himmer, der nach Jahren als Personal- und Vertriebsmanager seit 2008 Lehrer an der Schumpeter-Handelsakademie in Wien 13 ist.

Die "Dinge" berufsbildender Schulen seien bei den Verhandlungen "noch kein Thema gewesen", kritisiert Himmer, lobt aber, dass das Regierungsmodell eine "stärkere Anrechnung von Vordienstzeiten" vorsieht, die vor allem für BMHS-Lehrer, die oft aus der Praxis kommen, wichtig ist.

Als "entscheidende" Punkte für berufsbildende Schulen nennt er zum Beispiel mittleres Management ("BMHS sind oft sehr große Schulen mit 50 bis zu 500 Mitarbeitern") und vor allem die Frage der Unterrichtsverpflichtung. Darin müssten die spezifischen Aufgaben an BMHS berücksichtigt werden, etwa die Lehrwerkstätten oder die Betreuung von Schülerpflichtpraktika in Unternehmen. Das heißt: Lehrer, die solche Aufgaben leisten, sollten entsprechend weniger Stunden unterrichten müssen. Himmer: "Es geht nicht darum, zu sagen, man 'erspart' dem jeweiligen Lehrer den Unterricht, sondern diese Arbeit als Lehrerarbeit anzuerkennen." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 18.6.2013)