Zwölf Ortswechsel und sieben Länder in zehn Jahren kann der Erzähler in Vladimir Vertlibs Roman Schimons Schweigen verbuchen. Schlussendlich wurde es Österreich. Damit kommt der Protagonist, selbst Autor, nah an die Biografie Vertlibs (Jg. 1966) heran. Zugespitzt wird das Spiel mit der Übereinstimmung dadurch, dass die Autorenfigur im Roman ein Buch mit dem Titel "Schimons Schweigen" im Gepäck hat und daraus liest: in Israel. Dorthin war seine Familie emigriert, und dort liegt ein Konflikt begraben, dem der Erzähler, seines Zeichens Sohn von Schimons Freund, auf den Grund gehen will: Die zerbrochene Freundschaft zwischen den beiden Männern hängt zusammen mit einem frühen Bündnis und einer späteren Spaltung. Schimon ist Wunsch-Israeli geblieben, während der Vater des Erzählers sich wieder abgewandt hat. Israel und die Familie, unterschiedliche Formen und Formate von Familie in Israel sind auch Thema der fotokünstlerischen "Familienaufstellung", die Schau ist im Jüdischen Museum Hohenems zu sehen, bis 6.10. (pen, DER STANDARD, 18.6.2013)