Der Vorstandsvorsitzende des Handelsriesen Rewe, Frank Hensel, mit Sabine Mlnarsky-Bständig (Personalchefin Erste Bank) und Personalberater Günther Tengel (Amrop Jenewein): Wie ernst werden Human-Resources- Manager wirklich genommen?

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Kaum noch ein Spielraum für Redimensionierung, allgegenwärtige Kostenthemen und Mitarbeiter, die zwar als "Investition" in der Broschüre stehen, tatsächlich aber als Kostenfaktoren und Cash-flow- vermindernder Posten gesehen werden: Wie stark kann da das Personalmanagement (HR) sein? Ist HR wirklich im Zentrum der Unternehmenssteuerung angekommen, wie eine aktuelle Deloitte-Studie attestiert?

Zu dieser Diskussion lud das BFI Wien in der Vorwoche in den " Expertenclub" über den Dächern in Wien-Donaustadt.

Personalberater Günther Tengel (geschäftsführender Gesellschafter Amrop Jenewein) verhehlte nicht seine aus der Praxis genährten Zweifel: Es wäre für Personalberater schön, wenn aus der Firmenstrategie via HR entstandene Profile am Beginn eines Suchprozesses stünden und dann von der HR klar agiert und entschieden werde. Es sei nur oft nicht so.

Rewe-Boss Frank Hensel legte da keinen direkten Widerspruch ein. "HR als Business Partner" sieht er eher als "Kunstbegriff", es gehe ja darum, zum Unternehmenserfolg beizutragen wie jede andere Abteilung auch. Aufwertung der HR als Vorstandsfunktion sieht er nicht dringlich, sei doch HR-Management auch implizit Vorstandsagenda. Talentemangel, die demografische Kurve und neue Ansprüche neuer Generationen im Erwerbsleben ließen allerdings die Bedeutung von HR-Management steigen.

Als "leidenschaftliche Personalistin" bezeichnete sich Sabine Mlnarsky- Bständig, Personalchefin der Erste Bank, die sämtliche Zuordnungen eines " Soft Job, den eh jeder machen kann", ganz strikt von sich wies. Es käme nicht nur auf die Unternehmenskultur, auch auf die Persönlichkeit der Personalisten an, wie weit sie mit ihren Vorständen und Geschäftsführern auf Augenhöhe agieren könnten. Ob businesspartnerschaftsfähige HR aus dem Business kommen müsse und ein Aufbrechen der "Röhrenkarrieren" (Tengel) zu mehr Macht im Steuerzentrum verhelfen könne? Rollen und Karrieren seien zwar im Wandel begriffen, so die Diskutanten - allerdings sei eine Vergleichbarkeit zwischen kleineren Firmen und Konzernen in ihren Anforderungen und der Positionierung von HR so gut wie nicht vergleichbar. Verkürzt könnte man ja sagen: Wenn der Geschäftsführer selbst HR-Chef sei, dann müsse man nach "Business- Partnerschaft" nicht fragen.

Das Selbstvertrauen der Personaler weiter stärken, so BFI- Geschäftsführerin Valerie Höllinger, sei jedenfalls Ansatzpunkt für Weiterentwicklung. (kbau, DER STANDARD, 15./16.6.2013)