In der Causa "SCO, Linux und der Diebstahl von geistigem Eigentums" meldet sich nun auch der Verein zur Förderung Freier Software (FFS) , der die Interessen der Anwender und Entwickler von Freier Software in Österreich vertritt, zu Wort.

Diebstahl von gesitigem Eigentum?

In einer Pressemitteilung heißt es:

"Obwohl sich SCO mittlerweile durch Gerichte gezwungen sah, eine Unterlassungserklärung abzugeben, in der versprochen wird, seine offenbar haltlosen Anschuldigungen gegen Linux-Entwickler in Zukunft zu unterlassen, versucht das Unternehmen weiterhin, am Erfolg des freien Betriebssystems in immer fragwürdigerer Weise mitzuschneiden: So versucht SCO mittlerweile ernsthaft, der Öffentlichkeit vorzugaukeln, in einer Position zu sein, welche die Einhebung von Lizenzgebühren für Linux gestatte. Damit entscheidet SCO offenbar vorsätzlich und in aller Öffentlichkeit, genau zu tun, was es selbst der Linux-Gemeinschaft seit über 6 Monaten vorwirft, ohne dafür Beweise vorzulegen zu können: Nämlich sich selbst Vorteile durch die rechtswidrige Aneignung der Arbeitsergebnisse anderer zu verschaffen. Sollte SCO tatsächlich vorhaben sich des Diebstahls geistigen Eigentums in großem Stil schuldig zu machen?"

Entwickler müssen zustimmen

In der Mitteilung heit es weiter:

"Auf den ersten Blick sieht dies fast so aus, denn: Ohne eine Einigung mit den Entwicklern ist die Einhebung solcher Lizenzgebüren und ganz allgemein die Verbreitung von Linux zu anderen als in der General Public License vorgesehenen Bedingungen nicht nur eine gravierende Verletzung des Nutzungsvertrages GPL sondern bereits durch europäische und nationale Gesetze illegal und strafbar. Das selbe gilt für viele andere freie Softwareprogramme, die SCO verkauft. Denn wer sein eigenes, von der GPL abweichendes, Lizenzmodell für Linux entwickeln möchte, muss dazu Nutzungs-, Verwertungs- und Vervielfältugungsrechte von allen Entwicklern einholen - einer Gemeinschaft also, bei der SCO durch seine wiederholten Rechtsbrüche zwischenzeitlich jeden Kredit verspielt haben dürfte. Geschieht dies nicht, ist man z.B. in Österreich zur Herausgabe des erwirtschafteten Gewinnes gesetzlich verpflichtet. Darüber hinaus gelten Strafbestimmungen die Freiheitsstrafen mit bis zu 2 Jahren vorsehen".

Lage ist weniger dramatisch als dargestellt wird"

"Die Erfahrungen mit SCO in der letzten Zeit zeigen, dass SCO die Hilfe von Linuxanwendern und - leider auch - Gerichten benötigt, um die rechtliche Bedeutung seiner Aktionen zu erkennen", sagt Mag. Georg Jakob. "Dennoch ist die Lage weniger dramatisch als SCO dies in seinen unklaren und mitunter widersprüchlichen Mitteilungen darzustellen versucht. In Europa verhindert der Gesetzgeber ganz einfach mit der Arbeit anderer unrechtmäßig Geld zu machen", meint Georg Jakob weiter, "wenn SCO ohne vertragliche Grundlage Nutzungsrechte an Anwender erteilt die von der GPL abweichen, so erhält der Kunde in Wirklichkeit gar nichts, was ihm die GPL nicht ohnehin schon gestatten würde. Darüber hinaus ist es natürlich ein Verstoß gegen internationales, europäisches und nationales Recht und zudem ein schwerer Straftatbestand' wenn die Rechte der Softwareautoren derartig verletzt werden."

Versuch kurzfristig ins Gespräch zu kommen

"Am ehesten ist dies wohl als ein erneuter Versuch zu bewerten, der von einem Unternehmen, dem ein durchschlagender Markterfolg aufgrund nicht ausreichender eigener Leistungen versagt bleibt gestartet wird um kurzfristig ins Gespräch zu kommen und so wenigstens die Börsenkurse, wenn schon nicht die Unternehmensbilanz zu steigern", so Jakob weiter. "Diese Taktik mag zwar auf dem amerikanischem Markt funktionieren, in Europa, Japan und Australien hat sich SCO allerdings die Finger damit verbrannt. Der Markt ist voll von florierenden Linux-Unternehmen, die europäische IT-Branche steht dank Freier Software vor einem Hoch wie selten zuvor. Trotzdem konnte sich SCO nie wirklich überzeugend positionieren. Da ist es dann einfach praktisch, durch das Erregen kurzfristiger Aufmerksamkeit die Lage anders darzustellen und sich im Nachhinein beim Vorstand damit zu entschuldigen, dass auf Freier Software keine funktionierenden Geschäftsmodelle aufzubauen wären. Letzteres ist natürlich völlig falsch - aber SCO scheint nun einmal leider den Blick auf die Realität mehr und mehr zu verlieren. Trotzdem sollte der Fall SCO auch der EU ein Lehrbeispiel sein: Am ersten September steht hier die Frage der nachräglichen Legalisierung von Ideen- und Softwarepatenten zur Entscheidung an und eine Zustimmung des Parlaments würde das Schmarotzen an den Innovationen anderer ganz wesentlich vereinfachen. Man glaubt zwar auf den ersten Blick, Patente seien im Gegenteil ein Garant für den Schutz von Erfinderrechten, doch ist dies bei Software - wie die Praxis zeigt - eben gerade nicht der Fall. Wir hoffen daher darauf, dass insbesondere die österreichischen Delegierten hier ihre Verantwortung erkennen und eingreifen, um die heimische Wirtschaft vor diesem Wahn zu bewahren."

Genaue Prüfung

Die Experten der FFS haben eine genaue Prüfung, der von SCO angebotenen Produkte angekündigt. Laut Angaben der FFS steht die Interessenvertretung mit SCO und dessen anwaltlicher Vertretung in Kontakt und soll dem Unternehmen seine Hilfe bei der Klärung der Ansprüche von österreichischen Linuxnutzern, -anbietern und -entwicklern angeboten.(red)