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Fatale Folgen für die Biodiversität zahlreicher wildwachsender Arten könnte der genetische Austausch mit Nutzpflanzen haben.

Foto: APA/dpa/Gero Breloer
Madison - Wissenschaftler der Universität von Wisconsin und der Universität von Minnesota haben bewiesen, dass es eine genetischen Austausch von Nutzpflanzen und Wildpflanzen gibt. Das stellt die Sicherheit genetisch veränderter Arten für die Umwelt erneut in Frage, denn das Ergebnis könnte fatale Folgen für die Biodiversität zahlreicher wildwachsender Arten haben, berichten Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Proceedings of the Royal Society of London.

In dem Modell, das die Forscher der beiden Universitäten erstellt haben, verändern sich auch wildlebende Arten, die rund um Felder mit Nutzpflanzen gedeihen, nachhaltig. "Das verändert die genetische Struktur wildwachsender Pflanzen, verringert ihre natürliche Zahl und könnte den permanenten Verlust von indigenen Arten bedeuten. In weiterer Folge sind auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Nutzpflanzen zu befürchten", so Studienautor Ralph Haygood von der University of Wisconsin-Madison. Die Forscher haben sich in ihren Untersuchungen nicht nur auf genetisch veränderte Pflanzen beschränkt, sondern dieses Modell für den genetischen Austausch von Pflanzen per se untersucht. "Genetischen Austausch gibt es, seit es den Anbau von Pflanzen gibt", so der Forscher. Allerdings gebe es seitens der Wissenschaft relativ wenige Untersuchungen, die dieses Thema aufgegriffen haben. Die meisten dieser Studien wurden bis Mitte der 80-er Jahre von Bauern selbst durchgeführt.

Künstliche Fremdgene

Die Forscher befürchten nun aber, dass Fremdgene, die künstlich in die Pflanzen eingebracht wurden, in Wildpflanzen weiterverbreitet werden könnten. "Die genetische Integrität von Wildpflanzen ist dadurch nicht mehr gewährleistet", so Haygood. Der Forscher warnt vor allem vor der Tatsache, dass dieser Zustand irreversibel sei. Insgesamt sind auf der Welt bereits 58 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Fläche mit genetisch veränderten Pflanzen bebaut. "Wie die Gene in die Nutzpflanze kommen ist völlig egal. Wichtig ist nur das, was sie tun, wenn sie einmal da sind", führt der Experte aus. In beiden von Haygood erstellten Modellen, haben sich die Gene rasch auf andere Pflanzen übertragen. Innerhalb von zehn bis 20 Generationen können sich solche "übersprungenen Gene" in Wildpopulationen ausgebreitet. Dazu sind nach Ansicht des Forschers nicht einmal besonders hohe Raten von Pollenflug erforderlich. Das Ergebnis der Studie hat darüber hinaus gezeigt, dass nach dem Etablieren der fremden Gene wildwachsende Arten an den Rand des Aussterbens gebracht werden können. Evolutionsbiologen nennen dies "Migrationsschwund" (migrational Meltdown).

Die Forscher hoffen, dass ihre Studien für eine Reihe weiterer Untersuchungen nützlich sein werden, die dann neue Erkenntnisse über den Genfluss zwischen Nutz- und Wildpflanzen schaffen werden. Der Ansatz zu weiteren Diskussion sei jedenfalls bereits mit diesen Ergebnissen geschaffen. (pte)