Salzburg - Das Rad - in diesem Fall das Sammeln von persönlichen Daten durch Internetfirmen wie Google oder Amazon - könne man sicher nicht zurückdrehen, ist die in London lebende Internet-Theoretikerin Mercedes Bunz sicher. Aber: "Die wissen mehr über mich, als ich über mich selbst", fasste Bunz im Rahmen einer von der Universität Salzburg veranstalteten "Salzburger Vorlesung" im Gespräch mit Ö1-Journalist Michael Kerbler und STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid die Sorgen vieler Netz-User zusammen.

Für die Kulturwissenschafterin und Netzexpertin ist aber nicht so sehr das Datensammeln an sich das große Problem. Bunz kritisiert vor allem, dass Firmen wie Google und Facebook die Informationen nicht mit den Usern teilen. Bunz schlägt vor, dass man einmal im Monat ein E-Mail von den großen Netzfirmen erhalten soll, in dem aktuelle Informationen über das persönliche Profil enthalten sind. "Diese Transparenz fehlt, die muss politisch durchgesetzt werden", sagt Bunz.

Vertrauensverlust

Ganz grundsätzlich sieht Bunz die Entwicklung des Internets, das Datensammeln, die Macht der Algorithmen nicht als Bedrohung. "Die Digitalisierung hat, wie ein Hammer, zwei Seiten. Man kann damit jemanden erschlagen oder ein Haus bauen", schreibt Bunz in ihrem Buch "Die stille Revolution". Ähnlich wie bei der industriellen Revolution die physische Arbeit ersetzt worden sei, werde bei der digitalen Revolution eben Wissen automatisiert. Dies sei mehr als nur die Einführung von EDV, es handle sich um eine eigene Kulturtechnik.

Beim jüngsten Datenskandal rund um das Programm Prisma, mit dem der US-Spionagedienst National Security Agency (NSA) weltweit Internetnutzer überwacht, überkommen aber auch Bunz gewisse Zweifel. Sie konstatiert einen Vertrauensverlust.

Die "Ungeheuerlichkeit" bei Prisma sei, dass Unternehmen wie Google oder Facebook eben Medienunternehmen seien. Diese hätten eine ganz bestimmte Ethik und letztlich wären das Unternehmen, "denen wir trauen".

Wenn dieses Wissen, dass ihnen die Menschen anvertrauten, an die Regierung weitergeben würde, sei damit "ein ganz großer gesellschaftlicher Verlust verbunden. Gleichzeitig sei das Vertrauen aber nicht so weit erschüttert, dass sich alle von Google und Facebook abmelden "und ihre iPhones in die Ecke schmeißen." (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 14.6.2013)