Großer Bahnhof bei der Präsentation des Fahndungserfolgs.

Wien/Klagenfurt/Budapest - 14 mutmaßliche Schlepper sind in einer konzertierten Aktion mehrerer Einheiten der Exekutive am 11. Juni in Wien und in Oberösterreich festgenommen worden. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Innenministerium sprach Michaela Kohlweiß, Landespolizeidirektorin in Kärnten, von bis zu 1.000 geschleppten Menschen aus der Türkei und aus Syrien, von denen die Ermittler insgesamt ausgehen. Zeitgleich gab es auch in Ungarn Hausdurchsuchungen bei Angehörigen einer weiteren Organisation, wobei es zu acht Verhaftungen kam. Operationsbasis der sich nahestehenden Schleppereinheiten war jeweils die Türkei.

60 Schleppungen mit bis zu 300 Personen wurden der in Österreich tätigen Gruppe bereits nachgewiesen. Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle Menschenhandel im Bundeskriminalamt (BK), sprach bei den in Österreich und Ungarn Verhafteten von einem "lockeren Verband von Organisationen, die logistisch zusammenarbeiten." Die seit dem März unter dem Namen "AG Bucco" laufenden Ermittlungen wurden unter Kärntner Leitung geführt. Bei den Hausdurchsuchungen und Zugriffen waren rund 100 Beamte der Landeskriminalämter Kärnten, Wien, Burgenland und Oberösterreich im Einsatz, 14 Personen aus Österreich und der Türkei gingen der Exekutive in Wien und Oberösterreich ins Netz.

Gefälschte Flugdaten für mehr Bares

Der Leiter des Landeskriminalamts Kärnten, Gottlieb Türk, berichtete dabei auch von Nötigungen bei inszenierten "Zwischenstopps" durch die Schlepper, um so die Angehörigen der "Kunden" zu weiteren Überweisungen zu zwingen. Der Großteil der Schleppungen erfolgte in Kleinbussen oder Pkw unter teilweise lebensgefährlichen Umständen. Auf 5.000 bis 9.000 Euro beliefen sich die Preise, die Personen wurden dabei über Slowenien oder Italien nach Österreich geschleust, die klassische "Balkanroute" wurde aber ebenso genutzt.

Wer mehr Bares zahlte, konnte aber auch per Flugzeug und mit gefälschten Dokumenten in das Zielland reisen - neben Deutschland und Italien etwa auch Frankreich oder Schweden. Die weiterhin laufenden Ermittlungen, ein Verdächtiger der österreichischen Tätergruppe wird noch per Haftbefehl im Ausland gesucht, werden in Kooperation mit den türkischen Behörden geführt, sagte Tatzgern von der Zentralstelle Menschenhandel.

Es wird davon ausgegangen, dass sich weitere Hauptverantwortliche der Schlepperorganisationen in der Türkei aufhalten. (APA, 13.6.2013)