Der neue Airbus soll sich als Sparflieger einen Teil des Kuchens am Luftfahrtmarkt sichern. Am Freitag hebt der A350 ab

Airbus will sein neues Langstreckenflugzeug A350 am Freitag erstmals starten lassen. Der Flugzeugbauer bestätigte die Pläne für den seit langem erwarteten Erstflug. Alle Vortests seien erfolgreich gewesen, teilte der europäische Hersteller mit. Die Triebwerke waren erstmals Anfang Juni getestet worden.

Der A350 XWB soll in Versionen für 270 bis 350 Passagiere gebaut werden. Die teuerste Variante steht mit rund 250 Millionen Euro in der Preisliste. Die erste Auslieferung an Kunden plant Airbus im zweiten Halbjahr 2014. Bisher haben laut Airbus 33 Fluglinien 613 Maschinen des neuen Typs geordert.

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Der Vergleich mit einem Neugeborenen erscheint ein wenig skurril für den Langstreckenflieger mit Platz für rund 300 Passagiere. Pascal Verneau aber ist das egal: "Ich bin sehr zuversichtlich. Das ist ein Baby aus gutem Hause", sagt der Airbus-Ingenieur. Zuversichtlich, weil das Riesenbaby - der neue Airbus A350 - bald zum ersten Mal in die Luft steigen soll: Für Freitag ist der erste Testflug der Maschine geplant, mit der der europäische Flugzeugbauer Airbus dem Dreamliner vom US-Konkurrenten Boeing die Kunden wegschnappen will.

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Mit dem Dreamliner wollte Boeing ein völlig neues Reiseerlebnis bieten. Leise, sparsam, komfortabel - und mit viel elektronischem Luxus. Die Maschinen des europäischen Rivalen Airbus sahen mit einem Schlag alt aus, als die ersten Dreamliner vor eineinhalb Jahren in den Dienst gingen.

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Doch nach der Pannenserie bei Boeings Vorzeigejet sieht die Welt plötzlich anders aus. Airbus hat die Chance, aus den Fehlern des Rivalen zu lernen.

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Der europäische Hersteller arbeitet mit dem A350 unverhohlen an einem direkten Konkurrenzmodell zum Dreamliner. Auch dieser Jet soll lange Strecken möglichst verbrauchsgünstig bewältigen. Dazu setzt Airbus ebenfalls auf die leichte und gleichzeitig stabile Karbonfaser statt auf das erprobte Aluminium in Rumpf und Flügeln.

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Nach mehreren Verzögerungen soll der A350 nun endlich zu seinem Testflug starten. Die Auslieferung der ersten Maschine ist für das zweite Halbjahr 2014 geplant.

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Damit hinkt der A350 dem Dreamliner (im Bild) um drei Jahre hinterher - könnte dafür aber das ausgereiftere Flugzeug vom Start weg sein. Ein Beispiel sind die Lithium-Ionen-Akkus, die Boeing momentan so viele Probleme bereiten.

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"Wir haben den Vorteil, dass wir nicht die Ersten sind, die die Technik einsetzen", sagt Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath. Notfalls wird auf ein Alternativdesign umgeschwenkt. "Wir haben das klassische Konzept mit Nickel-Cadmium-Batterien immer parallel geprüft."

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Anlass zu Skepsis gibt es bei den Lithium-Ionen-Akkus seit langem. Zwar gelten sie als besonders leistungsfähig und kommen deshalb in Laptops, Handys und Elektroautos zum Einsatz. Allerdings gingen auch in diesen Elektrogeräten schon mehrfach Akkus in Flammen auf.

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Bei Flugzeugen ist die Technik noch so neu, dass die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA sich im vergangenen Jahr nicht in der Lage sah, die notwendigen Regeln für die Zulassung in ihre Standards aufzunehmen. Der Dreamliner hob unter einer Sondergenehmigung ab. Auch in den USA wurden die Batterien unter einem Ausnahmeverfahren zugelassen. (Im Bild: Eine Computerdarstellung des Airbus 350)

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Es wäre nicht das erste Mal, dass Airbus (im Bild das Cockpit des A350) dank der Vorarbeit von Boeing teure Fehler vermeidet. So hatten die Amerikaner beim Dreamliner nicht nur auf ein neues Material gesetzt, sondern gleichzeitig viel Arbeit an Zulieferer ausgelagert.

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Diese waren überfordert: Am Ende wurden etwa statt fertiger Rumpfsektionen lose Klammern und Kabel geliefert, Teile passten nicht zusammen, der Zeitplan lief aus dem Ruder. Der erste Dreamliner wurde mit mehr als drei Jahren Verspätung ausgeliefert.

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"Wir werden niemals wieder so große Arbeitsanteile ausgliedern wie bei der 787", versprach Boeings damaliger Verkehrsflugzeug-Chef Jim Albaugh reumütig. Airbus (im Bild: Innenleben) schaute und lernte.

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So behielt der Konzern die Zügel bei seinem deutschen Zulieferer Premium Aerotec in der Hand, den er eigentlich verkaufen wollte. In dessen Augsburger Werk entstehen inzwischen die ersten Karbonfaser-Rumpfteile für den A350.

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Airbus weiß aus eigener schmerzvoller Erfahrung, welche Auswirkungen Fehlplanungen haben können. Nicht nur, dass vor Jahren der erste Entwurf für den A350 bei den Kunden durchfiel, was wertvolle Zeit kostete.

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Auch der doppelstöckige Großraumflieger A380 und der Militärtransporter A400M bereiteten den Europäern mehr als einmal Kopfzerbrechen. Ein Flugverbot wie beim Dreamliner gilt es nun unter allen Umständen zu vermeiden. (APA/ch, derStandard.at, 13.6.2013)

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