Ein Gnadenakt?

"Es ist nicht alles diskriminierend, was differenziert": Wie recht hat die Autorin Stephanie Merckens doch mit ihrer Aussage im Kommentar der anderen! Sie argumentiert mit diesem Satz gegen die Stiefkindadoption für gleichgeschlechtliche Paare und warnt vor den gesellschaftlichen Folgen von Gleichstellung. Wohin das alles führt? Das zeigen uns viele Länder längst vor. Es führt zur Anerkennung und Akzeptanz von Differenz und unterschiedlichen Familienformen, nicht mehr und nicht weniger.

Regenbogenfamilien sind für Kinder genau so förderlich oder schädlich, wie die Eltern in der Lage sind, für sie Verantwortung zu übernehmen.

Diese Fähigkeit ist weder durch das Geschlecht noch durch die sexuelle Orientierung bestimmt. Wenn also schon differenziert wird, dann sollte auch endlich anerkannt werden, dass Familie heute vielfältiger gelebt wird, als es noch vor 50 Jahren dargestellt wurde. Ob die Vater-Mutter- KindFamilie immer das Beste für die Kinder war, sei dahingestellt. Wer die gerne zitierten Experten, die vor der Regenbogenfamilie so eindringlich warnen, sucht, findet sie. Im reaktionär-kirchlichen Bereich. Ob wir uns aus dieser Ecke unsere gesellschaftlichen Regeln sonst auch diktieren lassen?

Auch beim Schritt zur Entkriminalisierung der Homosexualität Anfang der 70er Jahre war Österreich eher spät dran. Dass es nun zur Ermöglichung der Stiefkindadoption kommt, musste über den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof erst erkämpft werden wie alle anderen Verbesserungen im Verpartnerungsgesetz auch. Die Politik hat sich diesen Entscheidungen widerstrebend gebeugt. Keinen Fingerbreit mehr wurde den Bedürfnissen homosexueller Menschen entgegengekommen. - Ein Gnadenakt?

Lisa Rücker, Stadträtin in Graz, Sprecherin der Grünen Andersrum und Mutter von zwei Kindern

 

Gegen den Strom

Möchte mich auf diesem Weg für die Möglichkeit, im STANDARD auch eine Position zu formulieren, die nicht dem Mainstream entspricht, bedanken.

Rainhard Kloucek, Generalsekretär der Paneuropabewegung Österreich, 1030 Wien

 

Aus meiner Berufserfahrung als Berater im Schulbereich kann ich der Autorin nur zu ihrem Mut, dem Zeitgeist zu trotzen, gratulieren und sie darin bestärken, das Bild der Vater-Mutter-Kinder-Familie aufrecht zu halten.

Kinder mögen, ebenso wie andere Menschen, Klarheit, Eindeutigkeit, Kenntnis über ihre Wurzeln. Heutige Vater-, Mutter- und Kinderbilder sind ohnehin sehr starken Belastungen ausgesetzt.

Zu verhindern ist, dass in Fällen von Adoptionen/künstlicher Befruchtung eine zusätzliche Unsicherheit für die Kinder entsteht. Merckens' Argumentation, dass bei Adoptionen der andersgeschlechtliche Elternteil " hinausgewählt" wird, ist wichtig und stichhaltig. Die Bundesministerin Heinisch-Hosek hat mein Misstrauen, in diesem konkreten Punkt leider auch Gesundheitsminister Stöger, den ich ansonsten schätze.

Karl Schuber, 4312 Ried in der Riedmark

 

Korrekte Killerargumente

Am Montag nach Veröffentlichung des Merckens-Kommentars schrieb ein Herr Nikolaus Wieser eine klassisch "korrekte" Kritik dazu: Kein Eingehen auf Argumente, keine Gegenargumente; bloß die Feststellung: "nicht hinnehmbar".

Dafür sind die Beweisführungen von Frau Merckens "Killerargumente" - eine Erklärung warum, fehlt (korrekterweise).

Ob die, wie Herr Wieser behauptet, "Öffnung der Ehe" von der Mehrheit der Bevölkerung befürwortet wird, ist wohl eher Wunschdenken - in Frankreich zumindest schaut es nicht so aus. Auch dass Herr Wieser zweimal das Wort "menschenverachtend" gebraucht und wie korrekt üblich, unpassend und unbegründet, rundet seine "Beweisführung" ab - es soll wohl ein Killerargument sein.

Jürgen Jauch, 4040 Linz

 

Diskussion unerwünscht?

Merckens schreibt: "2010 hat Österreich nach langer Diskussion die eingetragene Partnerschaft eingeführt. Politischer Kompromiss war: Partnerschaft ja, Adoption und Ehe nein ..." Dies zeigt zum einen, wie lange politische Vereinbarungen halten. Zum andern, wie sie in Folge ohne basisdemokratische Diskussion vom Tisch gewischt werden und dies dann kaum mehr hinterfragt werden darf. Zudem wird es zunehmend schwieriger, gleichberechtigt über dieses Themazu diskutieren, ohne sofort in "ein Eck" gestellt zu werden.

Danke daher, dass Sie Frau Dr. Merckens eine Stimme geben.

Dipl.-Päd. Monika Faes per Internet

 

Ideologische Grabenkämpfe

Merckens verweist auf Statistiken, denen zufolge alle Kinder bei den leiblichen Eltern aufwachsen sollten/müssten, weil dies für eine positive Entwicklung des Kindes das Beste sei. Das zu glauben, ist Ausdruck einer ideologischen Verklärtheit.

Folgendes Szenario: Zwei gleichgeschlechtliche Partner verlieben sich und bilden eine Lebensgemeinschaft. Ein Partner bringt aus einer früheren heterosexuellen Beziehung ein Kleinkind mit in die neue Lebensgemeinschaft.

Der neue Partner wird für das Kind die zweitwichtigste Bezugsperson, für das Kind unwesentlich ob Mann oder Frau-entscheidend für das Kind ist die Qualität der Beziehung zu dieser Bezugsperson (Feinfühligkeit, Verlässlichkeit etc.).

Verstirbt dann im schlimmsten Fall der leibliche Elternteil, kommt das Kind in die Obhut des anderen leiblichen Elternteils oder des Staates, der dann eine Fremdunterbringung vorsieht. Vor solchen Traumata müssen betroffene Kinder und deren neuen Familien geschützt werden, was durch die Stiefkindadoption endlich passieren wird!

Dass es hier um ideologische Grabenkämpfe und nicht um das Kindeswohl geht, ist erschütternd. Es ist höchste Zeit, dass die Politik Gesetze für die Menschen und nicht gegen sie erließe - die den Lebensbedingungen der Österreicher und Österreicherinnen entsprächen!

Mag. Barbara Teibert-Albl, Pädagogin, per Internet

 

Im Einlang mit der Natur

In dieser Problematik muss naturrechtlich argumentiert werden: Jedes Kind hat ein Recht auf Mutter und Vater und dieses Recht hat Vorrang vor der wunschgemäßen Gestaltung des Privatlebens von Erwachsenen!

Unbestreitbar ist, dass Mutter und Vater jeweils Verschiedenes in die Entwicklung der Kinder einbringen, daher liegen a priori die besten Voraussetzungen für eine gute Identitätsbildung der Kinder im Aufwachsen im Spannungsfeld von Mutter und Vater. Dieser Entwicklungsvorteil wird von einem homosexuell lebenden Frauen- oder Männer-Paar dem Kind bewusst vorenthalten.

Lesbische Frauen können oder wollen keine Nähe zum Mann, dies wirkt sich negativ auf die männliche Identitätsentwicklung von Jungen aus, während Mädchen später Nähe-Distanz-Probleme zu gleichaltrigen Jungen haben. Bei homosexuellen Männer-Paaren ist die Promiskuität statistisch deutlich höher als in einer Vater-Mutter-Beziehung, dies wirkt sich negativ auf die Bindungsfähigkeit von Kindern aus.

Dr. Peter Angelberger, 1180 Wien

 

Seit Jahrmillionen haben Kinder Vater und Mutter und wäre es für die Kinder ein Vorteil, zwei Väter oder zwei Mütter zu haben, hätte sich dies in der Evolution durchgesetzt. Gerade wo es um das Kindeswohl geht, sollte ein Leben im Einklang mit der Natur Vorrang gegenüber gesellschaftspolitisch motiviertem Lobbying haben.

Dr. Wolfgang Machold per Internet (DER STANDARD, 13.6.2013)