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Am Mittwoch begann das österreichische Truppenkontingent der Undof-Mission auf dem Golan - im Bild beim Kontrollposten von Kuneitra - mit dem Abzug von Mensch und Material

Foto: REUTERS/Ammar Awad

Die österreichischen Offiziere auf dem Golan sprachen gewohnheitsmäßig noch immer von einer "Rotation" der Truppe - aber genau das war sie eben nicht mehr, denn die UN-Chartermaschine, die am Mittwoch 67 Heimkehrer nach Wien flog, war zuvor leer in Tel Aviv gelandet. Für die 66 Männer und die eine Soldatin, eine Hundeführerin, kam kein Ersatz - und natürlich auch nicht für die drei Diensthunde, die in engen Käfigen die sehr lange Autofahrt vom auf der syrischen Seite gelegenen Österreichercamp zum israelischen Flughafen durchstehen mussten.

Die erste Phase des erst vergangene Woche von der Regierung beschlossenen Abzugs der österreichischen Friedenshüter ist damit vollzogen.

Alle vom Standard befragten Soldaten versicherten natürlich, dass "wir den politischen Beschluss akzeptieren und nicht infrage stellen". Zugleich war aber auch zu hören: "90 Prozent sind unzufrieden." Es gehe dabei auch um "Österreichs Reputation", hieß es. Für manche sei es zudem eine "Existenzfrage", weil sie damit gerechnet hatten, ein Jahr zu bleiben, und nun unvorbereitet ihren Job verloren hätten.

"Medien übertreiben"

Mehr oder weniger offen wurde dabei die Einschätzung vertreten, dass es keine militärische Notwendigkeit für den Abzug gebe. "Das ist schon übertrieben worden in den Medien", sagt etwa Daniel Soudek, ein " Sprachmittleroffizier", also ein Arabisch-Übersetzer und Kontaktmann zu den syrischen Dorfbewohnern. "Ständig im Bunker sitzen, das hat's nicht gegeben." Am Tag, als syrische Rebellen den Grenzübergang besetzten, " war natürlich die Situation angespannt bei der syrischen Bevölkerung, aber mittlerweile ist wieder ganz normales Leben eingekehrt. Und jeder, der hier ist, ist freiwillig hier. Und die, die sagen: 'Ich möchte nicht mehr', die können jederzeit nach Hause fahren."

Auch Oberstleutnant Paul Schneider, als Kommandant des nun in Auflösung befindlichen österreichischen Bataillons erst seit Dezember 2012 im Einsatz, meint, dass man "die Situation gut im Griff" habe: "Die Soldaten haben gelernt, mit der Situation umzugehen, und es sagt ja einiges, dass das österreichische Kontingent das einzige war, bei dem es nicht zu Kidnappings gekommen ist, zu Zwischenfällen, Wegnahmen von Fahrzeugen oder Waffen."

Die Heimholung am gestrigen Mittwoch war die erste Erfahrung mit der Abreise einer größeren Zahl von Soldaten über israelisches Territorium. Bis vor einigen Monaten, als die Zustände in Syrien zu chaotisch wurden, waren ja die Versorgung und der Truppentransport immer über die syrische Seite erfolgt.

Die Blauhelme passierten in den frühen Morgenstunden in kleinen gepanzerten Fahrzeugen die drei Tore der Pufferzone. Im Camp Ziouani auf der israelischen Seite stiegen sie dann in sechs weiße UN-Kleinbusse um, die mit einem schweren Lastwagen und einigen Begleitfahrzeugen einen Konvoi bildeten.

Kommandant Schneider und seine Leute stehen nun vor der heiklen Aufgabe, " die Mission bis zur letzten Sekunde weiterzuführen und zugleich die Infrastruktur von 40 Jahren abzubauen", wie einer der Soldaten es ausdrückte. Man könne Waffen, Munition, Schutzmasken und Möbel - Eigentum des Bundesheers - nicht einfach für etwaige Nachfolger zurücklassen. Für das Verladen in Container würden aus Österreich eigens 30 Fachleute eingeflogen werden, und da es für diese Arbeit auf der syrischen Seite zu gefährlich sei, suche man auf der israelischen Seite nach einer geeigneten Zwischenlagerstelle. Innerhalb von vier Wochen, so eine Einschätzung, werde man den Abzug kaum abschließen können. (Ben Segenreich, DER STANDARD, 13.6.2013)