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Ein existentes Panino.

Foto: Matthew Mead/AP/dapd

Das in der Realität nicht existente Lokal "Don Panino", für das eine Adresse in Wien-Neubau angegeben wurde, beschäftigt jetzt auch das EU-Parlament. Zuvor hatte bereits die italienische Botschaft in Wien protestiert, weil Gerichte und Brötchen (Panini) mit den Namen mehrerer Mafiosi und Anti-Mafia-Helden angeboten worden sein sollen.

Tatsächlich handelte es sich um eine Kampagne eines in Süditalien lebenden niederländischen Werbeexperten. Ein Lokal dieses Namens gibt es in Wien nicht, nur online konnte man "Mafia-Pasta" oder nach Paten wie Tommaso Buscetta und Toto Riina benannte Brötchen bestellen. An der Adresse in der Seidengasse 31 befindet sich heute nur ein Warenlager.

Verhöhnung und Kommerzialisierung

Die italienische EU-Parlamentarierin und Präsidentin der europäischen Anti-Mafia-Kommission, Sonia Alfano, hat am Dienstag in Straßburg an die EU-Mitgliedstaaten appelliert, Initiativen gegen die Nutzung des Begriffes Mafia zu kommerziellen Zwecken aufgerufen.

"Niemand darf Geschäfte machen und dabei die Mafia-Opfer verhöhnen. Ich habe unzählige empörte Mitteilungen wegen des Wiener Lokals verhalten. Das ist eine skandalöse Initiative, die ich verwerfe", betonte die sizilianische Parlamentarierin, die an der Spitze des italienischen Verbands der Mafia-Opfer steht.

Gegrillt wie ein Hühnchen

Der Werbefachmann, der das Werbekonzept ersonnen hatte, verteidigte sich am Dienstag gegen den Vorwurf, Italiens Anti-Mafia-Helden beleidigt zu haben. Unter anderem erdachte er das Gericht "Don Peppino", ein Panino mit Huhn, das nach dem 1978 getöteten Anti-Mafia-Helden Peppino Impastato benannt worden sei. "Der großschnäuzige Sizilianer wurde bei einem Bombenattentat gebacken wie ein Hähnchen", war auf dem Menü zu lesen.

"Ich wollte niemanden beleidigen", erklärte der Werber, "der Kunde hat mich gebeten, ein Produkt zu lancieren, das attraktiv sein könnte, und ich habe die Don-Panino-Kampagne aufgrund dieser Anweisungen entworfen", zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA den Mann. Den Namen seines Auftraggebers wollte er nicht veröffentlichen.

Millionenentschädigung

Der Bruder Impastatos, Giovanni, drohte jetzt mit einer Zivilklage und will eine Entschädigung von einer Million Euro. "Diesmal ist jede Grenze überschritten worden. Mein Bruder ist schwer beleidigt worden. Die Entschädigung soll in die Kassen von Anti-Mafia-Organisationen fließen", betonte Giovanni Impastato.

Impastato forderte eine Kampagne in ganz Europa, damit Lokale mit Namen, die sich auf die Mafia beziehen, geschlossen werden. "Die Verherrlichung der Mafia ist verwerflich. Die europäische Justiz muss sich dagegen aktiv einsetzen. Europa muss Respekt für Personen haben, die im Kampf gegen die Mafia ihr Leben verloren haben", sagte Impastato. (APA/red, derStandard.at, 11.6.2013)