Die Bayern bauen mit dem Gran Turismo die 3er-Reihe aus. Ein Nischenplayer, der auch als tiefergelegtes SUV durchgehen könnte

Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang. Na bumm. Da kriegt man ja auch gleich fast Depressionen wie Rilke, als er jene weltberühmten Zeilen im Duineser Schloss schrieb. Und als wäre es ausgemacht gewesen: Kaum wallt man am langen Wochenende gen Duino - mit dem Schönen (BMW 3er Gran Turismo) nämlich -, schon nimmt das Schreckliche seinen Anfang: Windundwolkenbruch ohn' Ende, 11,5 Grad, ein Wetter wie seit 200 Jahren nicht mehr, orakelte man vor Ort.

Foto: der standard/fischer

Kein Wunder, wenn sich Kollege Benno Z. vom Sport, Zufallsbegegnung in Udine, "Was machst du denn da?!" und "Mann, sind wir international", erst mal beim Stehbeisl unterstellte. Wir taten dies nebenan im Jugendstilcafé Contarena, aber unsereins ist auch generell stilvoller. Drunten, in Grado, da wurde es dann besser (das Wetter), einen Tag zumindest.

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Doch was erzählen wir, das soll ja keine Wetter-, eine Autobesprechung soll das sein. Dem vielen Regen danken wir immerhin die Detailbeobachtung, dass es Momente gibt, wo ein Heckscheibenwischer angebracht wäre, in Ortsgebieten und bei Schleichfahrt, bei hohen Tempi eh nicht. Gibt's. Aber. Nicht. Ästhetik geht vor.

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Eine andere Erfahrung ist die: Der 3er GT interessiert mächtig, ständig drückt sich wer ums Auto rum und an dessen Scheiben die Nase platt, quatscht einen wer an, "Schönes Auto!" und "Viel Vergnügen noch!", von Zeit zu Zeit seh'n sie den Neuen gern, und das hat uns, ehrlich gesagt, insofern schon überrascht, als wir die Karosserieform Fließheck nicht unbedingt als hochgradig begehrenswert gewertet hätten.

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Fließheck? BMW vermarktet das viel geschickter (deren Marketingheinis demonstrieren so ihre Kompetenz), als Coupé mit vier Türen (und praktischer Heckklappe) und Kumpel für die große Freiheit oder so. Ja, man könnte den GT sogar als tiefergelegtes SUV interpretieren, dann wäre es bloß eine Frage der Zeit, wann die Bestselleritis hierher rüberschwappt.

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Gran Turismo also. Wir haben das wörtlich genommen, das war ja schon dem Einstieg zu entnehmen. Gingen auf große Tour nach Italien, die ganz große ging sich zeitlich nicht aus, Kanaltal runter, Slowenien rauf. Fazit? Keiner der ausschließlich aus empirisch-experimentellen Gründen mitgenommenen Reisebegleiter jammerte auch nur ein einziges Mal.

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Gut, das kann auch an grundsolider Erziehung liegen, anonyme Befragungen ergaben indes, dass Fahrkomfort und Platzangebot in hohen Tönen gerühmt wurden, besonders auch hinten - für jene automobile Region schenkt uns BMW den sprachlich wertvollen Terminus "Lounge-Feeling".

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Da die Test-Kernkompetenz bei der Person am Volant liegt, sei von dieser ergänzt: 1.) Die Wetter-App im Hauptdisplay ist eine Gemeinheit, zeigt Sonne, wo keine ist. 2.) Der 318d GT ist mit 143 PS auch voll beladen nicht untermotorisiert, wenn wir's eilig haben beim Überholen, kicken wir den Schalthebel nach links auf Sport, und 6,1 Liter auf 100 Kilometer als Testverbrauch darf man schon als vorbildlich bezeichnen.

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Weil der GT mit 4,82 Metern 20 Zentimeter mehr Länge bietet als der 3er Touring, nimmt wenig wunder, wenn der Kofferraum mit 520 Litern um 25 Liter mehr packt. 3er-typisch sportlich wirkt das Fahrwerk, aber spürbar auf (Reise-)Komfort getrimmt.

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Und die kulinarischen Stationen Cividale, Görz, Grado, Triest, meine Güte, da tönt schon wieder Rilke: "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen." Das mag zwar dem geräumigen 3er GT wurscht sein, uns aber nicht. Wir halten's wie BMW beim Spritverbrauch: Weniger ist mehr. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 7.6.2013)

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