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Sollen technikaffinen Menschen wieder Lust auf Lesen machen und helfen, die Umsätze im Buchhandel stabil zu halten: E-Books. Das schöne, gedruckte Buch soll dabei weiterhin gefragt sein.

Foto: APA/dpa

Hieß es vor Jahren noch, E-Books bedeuteten den Anfang vom Ende des klassischen Buchhandels, scheinen Online-Versionen sich nun zum Rettungsring der Branche zu entwickeln. Dass die Umsätze im deutschsprachigen Raum im Vorjahr weitgehend stabil blieben, lässt sich Experten zufolge zum Gutteil auf den wachsenden Absatz von E-Books und Lesegeräten zurückführen.

Bücher für technikaffine Generation

Auch in Österreich greifen immer mehr Menschen zu einer digitalisierten Ausgabe eines Schmökers. "Vom neuen Dan Brown haben wir bisher fast annähernd so viele Exemplare in digitaler wie gedruckter Version verkauft", sagt Josef Pretzl, Österreich-Geschäftsführer von Thalia. Eine Studie der Buchhandelskette zeige, dass 19 Prozent der Österreicher bereits E-Books lesen.

Nicht nur im niedrigeren Preis sieht er einen Treiber für die neue Art des Lesens. Junge Menschen griffen heute nun einmal häufig lieber in die Computertasten als zum Buch. Dass sich das Buch nun auch auf mobile Geräte wie E-Reader, Tablets oder Smartphones ausdehne, mache es für eine technikaffine Generation (wieder) interessant.

Und nicht nur das: Studien aus Deutschland zeigten, dass sich dadurch auch Familien, in denen bisher nicht so gern gelesen wurde, wieder fürs Lesen und Vorlesen begeistern. "Bei der Entwicklung von Lesekompetenzen wird E-Reading in Zukunft eine zentrale Rolle spielen", ist Pretzl überzeugt.

Kein Entweder-oder

Die Jammerei darüber, dass E-Books der Anfang vom Ende des klassischen Buchhandels seien, kann der Thalia-Geschäftsführer nicht mehr hören. "Ohne E-Books wird es im Buchhandel künftig nicht mehr gehen." Durch ihre ablehnende Haltung hätten in den vergangenen Jahren viele Akteure übersehen, "dass sie an den Kunden vorbeiagieren".

Dabei gehe es nicht um ein Entweder-oder. Es gehe darum, Bücher und Lesen zeitgemäß zu halten, meint Pretzl. Viele Nutzer setzten für unterwegs auf E-Books, zu Hause im Regal dürfte das schöne, gedruckte Buch mit aufwändig gestaltetem Cover nicht fehlen.

Doch auch E-Reader und E-Books verkaufen sich nicht alleine durch Klick des Kunden auf den Download-Knopf. Der Großteil der Lesegeräte würde stationär und nicht online gekauft. Ebenso gebe es bei vielen Interessenten noch Beratungsbedarf, wie das Buch aus der Internetwolke auf das Lesegerät am besten heruntergeladen wird. Thalia will deshalb im Laufe der kommenden Monate seine 35 Filialen E-Reading-Lounges ausstatten. Dass Ketten wie Thalia gegenüber Einzelbuchhandlungen hierbei einen Wettbewerbsvorteil hätten, will Pretzl nicht gelten lassen: "Die Chance, das zu tun, hat jeder."

"Großer Wurf" im Weihnachtsgeschäft

Wie viele der bei Thalia angebotenen E-Reader seit 2010 in Österreich abgesetzt wurden, wird von dem Unternehmen ebenso unter Verschluss gehalten wie beim großen Konkurrenten Amazon die Zahl der verkauften Kindle-Geräte. Nur so viel: Im Weihnachtsgeschäft sei ein "großer Wurf gelungen". Schon in wenigen Jahren, rechnet der Thalia-Geschäftsführer, würden ein Viertel bis ein Drittel aller Bücher in digitalisierter Form gekauft. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 11.6.2013)