Wahlen gewinnt man nicht nur mit Programmen, sondern im Idealfall auch mit charismatischen, mitreißenden Personen, die das Wahlvolk zu begeistern vermögen. So gesehen sind die Chancen für den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, bei der Bundestagswahl im Herbst einen Sieg zu feiern, durch die Komplettierung seines Kompetenzteams nicht gerade gestiegen.

In Steinbrücks Team findet sich für jeden etwas, aber kein wirkliches Zugpferd - was zumindest insofern konsequent ist, als auch der Kanzlerkandidat selbst nicht der "Kandidat der Herzen" ist. Es gibt ein paar verdiente fleißige SPD-Arbeiter (Thomas Oppermann, Brigitte Zypries, Karl Lauterbach), ein paar nicht uninteressante, aber völlig unbekannte Zugänge, die sich um spezielle Interessen von Migranten und der Netzgemeinde kümmern sollen.

Am überraschendsten war die Nominierung von Klaus Wiesehügel, einem Gewerkschafter alter Schule, der die Schröder'schen Sozialreformen bis heute noch nicht verdaut hat. Wie dieser allerdings zum Agenda-Befürworter Steinbrück passen soll, bleibt wohl dessen Geheimnis.

Aber auch mit dieser Untreue bleibt sich Steinbrück treu: Denn im eher linken SPD-Wahlprogramm stehen einige Punkte (Stichwort Mindestlohn), für die sich der Kandidat früher nicht starkgemacht hat. Programm also fertig, Team aufgestellt, "Bild"-Journalisten als Sprecher engagiert. Jetzt fehlt der SPD nur noch eines: Aufbruchsstimmung. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 11.6.2013)