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Das Rote Kreuz begeht heuer 150-Jahr-Jubiläum. Für dieses Foto, das in Berlin entstand, bekannten hunderte Menschen Farbe.

Foto: EPA/BRITTA PEDERSEN

Wien/Genf - Eigentlich war Henry Dunant auf Gewinn aus. Um mit Napoleon III. Geschäftliches zu besprechen, reiste er dem wieder einmal Krieg führenden Franzosenkaiser nach Italien hinterher. Dabei wurde Dunant Zeuge der Schlacht von Solferino. Die Hilflosigkeit der Verwundeten und Sterbenden ließ dem Schweizer keine Ruhe. Mit vier gleichgesinnten Humanisten schuf Dunant eine Organisation für freiwillige und neutrale Kriegssanitäter.

Am 17. Februar 1863 gaben die Gründer ihr bei einem Treffen in Genf den Namen "Internationales Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege". Wenig später wurde ein schlichtes rotes Kreuz zum Symbol bestimmt. 150 Jahre danach ist das Gründungsjubiläum des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) Anlass, den oft lebensgefährlichen Einsatz tausender freiwilliger Helfer zu würdigen.

Sieben Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen

Als Grund für ausgelassene Feiern gilt das Jubiläum im IKRK- Hauptquartier an der Avenue de la Paix - gegenüber dem europäischen Sitz der Vereinten Nationen - hingegen nicht. Auch wenn Bundespräsident Heinz Fischer am Montagnachmittag das neu eröffnete Rotkreuz-Museum in Genf besichtigte und IKRK-Präsident Peter Maurer traf.

Fast sieben Millionen Kinder, Frauen und Männer waren allein 2011 in Notregionen auf der ganzen Welt auf medizinische Versorgung durch Rotkreuz-Mitarbeiter angewiesen. Auch 2013 steht das Komitee vor großen Herausforderungen. Dazu gehört, dass das Rote Kreuz sowie der Rote Halbmond in schwer umkämpften Gebieten oft die einzigen dort tätigen internationalen Hilfsorganisationen sind.

Unabhängigkeit, Überparteilichkeit, Neutralität

Ein Grund dafür ist das schon von Dunant geprägte Gebot strikter Unabhängigkeit, Überparteilichkeit und Neutralität. Wer zwischen allen Fronten helfen will, muss sich aus der Politik heraushalten. Sonst wäre es kaum möglich, Sanitäter und Ärzte in Kriegsgebiete zu schicken, in denen die Machthaber keine ausländischen Helfer dulden.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Diskretion um absolut jeden Preis gewahrt wurde. Dies ist auch eine Lehre aus dem Verhalten des IKRK im Angesicht der Nazi-Verbrechen. Als "größtes Versagen" bezeichnet es das Komitee, dass damals nicht energisch genug versucht wurde, Juden vor der Vernichtung zu retten.

Zugang für Helfer in Syrien gefordert

Wenn heute Machthaber das humanitäre Völkerrecht mit Füßen treten, werden sie vom IKRK auch öffentlich kritisiert. So beklagt IKRK- Präsident Maurer derzeit etwa die Gewalt gegen Zivilisten in Syrien und forderte vom Assad-Regime Zugang für Helfer.

Maurers Vorgänger Jakob Kellenberger hatte für Aufsehen gesorgt, als er öffentlich die Misshandlung irakischer Häftlinge in US-Gefängnissen anprangerte und schließlich sogar IKRK-Zugang ins US-Gefangenenlager Guantánamo erreichte. (APA, DER STANDARD, 11.6.2013)