Themenkompetenz der Parteien

Grafik: DER STANDARD

Linz - Die Regierungsbeteiligung der Grünen in immer mehr Bundesländern lässt sie in den Augen der Österreicher in einem immer höheren Ausmaß auch als Partner in einer Bundesregierung attraktiv werden. 28 Prozent wollen derzeit die Grünen mitregieren sehen - im August vorigen Jahres waren es erst 19 Prozent. Es sind besonders die Angehörigen der höchsten Bildungsschicht, die sich Grüne als Minister wünschen - unter den erklärten Grün-Wählern gibt es eine Mehrheit, die die Grünen in der Regierung wollen.

Das geht aus den regelmäßig durchgeführten Market-Umfragen für den STANDARD hervor.

Dabei zeigt sich auch - und die Tabelle verdeutlicht diesen Befund: Den Grünen werden beim Thema Bildung und beim Thema Gesundheitsreform die höchsten Kompetenzen zugetraut, da liegen sie vor allen anderen Parteien. Allerdings meinen auch 28 Prozent der Befragten, die Grünen hätten überhaupt keine guten Vorschläge. 24 Prozent sagen, sie kennen die Grünen zu wenig, um sie richtig einschätzen zu können.

Als kompetenteste Partei wird die Kanzlerpartei SPÖ eingeschätzt, sie hat bei vier Politikfeldern (Wohnen, gerechte Bezahlung, Steuersenkungen und Pensionen) die Themenführerschaft.

Auffallend wenig Kompetenzen (und wenig Wahrnehmung inhaltlicher Vorschläge) verbucht Market beim Team Stronach, dem BZÖ und der Piratenpartei, die völlig unbekannt zu sein scheint.

Im Auftrag des Standard fragte Market, welche Folgen sich die Wahlberechtigten für die Nationalratswahl wünschen. An erster Stelle steht: "Dass in Österreich Reformen zügig angegangen werden" - dies wollen 62 Prozent, besonders höher gebildete Befragte und solche, die sich als Anhänger von SPÖ oder Grünen deklarieren.

Market-Studienleiter David Pfarrhofer analysiert: "FPÖ-Wähler sagen auffallend selten, dass sie für Reformen wären, dafür ist ihr Motiv, der Regierung einen Denkzettel zu verpassen, besonders stark. Andererseits sind sie die einzige Gruppe, die in relevantem Maß wünscht, dass die FPÖ an der nächsten Bundesregierung beteiligt ist. Das will immerhin die Mehrheit der bekennenden blauen Wähler und eine kleine Minderheit der ÖVP-Wähler - von den Anhängern anderer Parteien kommt da praktisch nichts."

Weitere gewünschte Folgen der Wahl im Herbst:

  •  SPÖ Dass die Sozialdemokraten in der Regierung bleiben, wünschen 33 Prozent. Dass die SPÖ in Opposition muss, wollen 13 Prozent - vor allem Anhänger von FPÖ, Stronach und ÖVP.
  • ÖVP 21 Prozent wollen, dass die ÖVP in der nächsten Bundesregierung vertreten bleibt - 14 Prozent wünschen ihr, dass sie so stark wird, den Bundeskanzler zu stellen. Die Oppositionsrolle wünschen den Schwarzen 15 Prozent - hier treffen sich Interessen von roten und blauen Wählern.
  • FPÖ Der Wunsch, die FPÖ in der Regierung zu sehen, hat seit letztem August abgenommen (von 16 auf zwölf Prozent), dasselbe gilt für eine schwarz-blaue Regierung (von zehn auf fünf Prozent). Nur elf Prozent wünschen, dass die FPÖ zur meistbeachteten Partei der Wahl wird. Demgegenüber wünschen sich 32 Prozent ein "Signal gegen rechts".
  • BZÖ Nur vier Prozent wollen die Orangen wieder im Parlament, zwei in der Regierung.
  • Grüne Auch wenn 28 Prozent die Grünen in der Regierung wollen - eine ausschließlich rot-grüne Koalition wollen nur 19 Prozent.
  • Team Stronach Dass das Team Stronach ins Parlament kommt, wünschen 14 Prozent - zehn Prozent wünschen ihm eine Regierungsbeteiligung.
  • Piraten Die Piratenpartei, die im August noch von 13 Prozent ins Parlament gewünscht wurde, wollen jetzt nur noch fünf Prozent mit Mandaten ausgestattet sehen.

Und dass alles bleibt, wie es ist? Das hätten vier Prozent gerne. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 10.6.2013)