Die Deutsche Telekom findet möglicherweise doch noch einen Käufer für ihre ungeliebte US-Mobilfunktochter: Der japanische Mobilfunk-Konzern SoftBank führt Insidern zufolge Gespräche mit der Telekom über einen Kauf von T-Mobile US. Der Konzern sehe sich nach Alternativen für den Fall um, dass die geplante Übernahme des US-Rivalen Sprint Nextel nicht zustande komme, sagten drei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Keine Stellungnahmen

SoftBank und die Telekom führten zwar bereits seit vergangenem Jahr regelmäßig Gespräche über die US-Tochter. Die Gespräche seien jedoch intensiviert worden, seitdem der Satelliten-TV-Betreiber Dish Network die SoftBank-Offerte für Sprint übertrumpft habe, hieß es. Die beiden Firmen lehnten eine Stellungnahme ab.

Erster Versuch geplatzt

Der Telekom käme ein Verkauf von T-Mobile US wohl gelegen, weil die Bonner auf längere Sicht den Rückzug aus den Vereinigten Staaten antreten wollen. T-Mobile US war erst vor wenigen Wochen aus der Fusion von T-Mobile USA und dem Rivalen MetroPCS entstanden. Die Telekom wollte mit dem Deal ihrem kriselnden US-Ableger die nötige Größe verleihen, um auf dem hart umkämpften amerikanischen Mobilfunkmarkt mithalten zu können. Der erste Versuch eines Rückzugs aus den USA war Ende 2011 geplatzt: Damals hatten die US-Behörden den Verkauf von T-Mobile USA für 39 Milliarden Dollar (29,41 Milliarden Euro) an AT&T in letzter Minute gestoppt.

Ungewisse Übernahme

Die Telekom hält 74 Prozent an T-Mobile US. Eine Möglichkeit sei, dass Softbank diesen Anteil übernehme, erklärten die Insider. Die Aussicht auf eine Übernahme durch SoftBank ließ Börsianer aufhorchen: Die Aktie von T-Mobile US kletterten am Freitagabend an der Wall Street um gut drei Prozent, während Sprint-Titel in einem starken Gesamtmarkt gut ein Prozent nachgaben. T-Mobile US hat einen Börsenwert von rund 15 Milliarden Dollar. Softbank hat für 70 Prozent an Sprint 20,1 Milliarden Dollar geboten. Der Abschluss der Übernahme ist jedoch ungewiss, weil Dish 25,5 Milliarden Dollar auf den Tisch legen will.

Die Nachrichten über die Verhandlungen zwischen SoftBank und der Telekom erreichen die Sprint-Aktionäre wenige Tage, bevor sie am Mittwoch über die SoftBank-Offerte abstimmen sollen. Möglicherweise wolle SoftBank mit dem Schritt die Sprint-Anteilseigner unter Druck setzen, sagte ein Analyst.

Prüfung steht aus

Die Aktionäre sind gespalten: Während sich der einflussreiche Aktionärsberater ISS und der Ontario Teachers Pension Plan, der nach jüngsten Daten 1,33 Prozent an Sprint hält, für die Übernahme durch SoftBank aussprachen, favorisieren andere Großaktionäre die Dish-Offerte. So hatte Hedgefonds-Manager John Paulson, dessen Fonds 7,7 Prozent an Sprint besitzt, im April das Angebot von Dish als attraktiver für die Aktionäre bezeichnet. Auch Omega Advisors, mit zwei Prozent an Sprint beteiligt, erklärte, Dish habe die Nase vorn.

Das Angebot von SoftBank ist viel weiter fortgeschritten als die Offerte von Dish. Beispielsweise hat SoftBank bereits die meisten behördlichen Hürden genommen. Am Freitag erklärte das Justizministerium, es habe kein Einwände gegen die Übernahme von Sprint durch Softbank. Die US-Behörden hatten geprüft, ob der Transaktion Sicherheitsbedenken entgegenstehen. Nun fehlt von dieser Seite nur noch die Zustimmung der US-Telekom-Aufsicht Federal Communications Commission (FCC), die die Auswirkung der Übernahme auf den Wettbewerb auf dem US-Mobilfunkmarkt prüft.

Plan B

SoftBank halte grundsätzlich an der Sprint-Übernahme fest, hieß es. Die Japaner betrachteten T-Mobile US nur als "Plan B". Falls SoftBank sich gegen die Übernahme von Sprint entscheiden sollte, winkt den Japanern ein Gewinn von rund fünf Mrd. Dollar durch Devisen-Absicherungsgeschäfte und frühere Käufe von Sprint-Aktien, hieß es weiter. (APA, 9.6.2013)