Wien - Die Debatte über Roma in Österreich auf ein "sachliches Niveau" heben, wie es in der Einladung stand, war das Ziel der Wiener Grünen, die am Donnerstagabend zur Podiumsdiskussion geladen hatten. Doch in erster Linie wurde es eine emotionale Debatte, die zwischen Vertretern des Romano-Centro, Sozialarbeitern, Journalisten und Vertretern der Stadt geführt wurde.

Anlass für den Abend war ein Eklat, den Norbert Ceipek, Leiter der Kinderdrehscheibe, mit seinen Aussagen über "Roma-Clanchefs" und den Zusammenhang mit organisierter Bettelei in Interviews mit dem STANDARD und der FAZ ausgelöst hatte. Ceipek musste sich dem Rassismusvorwurf aussetzen und wurde vor allem von der Gewerkschaft der Sozialarbeiter massiv attackiert.

"Buhmann der Szene"

"Ich bin jetzt der Buhmann der Szene", sagte der Sozialpädagoge einleitend zur Diskussion. Er habe weder Roma stigmatisieren, noch die Probleme ethnisieren wollen, mit denen er sich täglich in seiner Arbeit konfrontiert sehe. "Aber viele Roma-Kinder werden zum Betteln nach Europa geschickt, um hier unter unwürdigen Bedingungen zu leben, zu stehlen oder sich zu prostituieren", betonte er. Er habe lediglich angeprangert, dass Kinder Geld für Erwachsene besorgen, "und das ist ein mieser Zugang zu den eigenen Kindern".

Birgit Hebein, Sozialsprecherin der Wiener Grünen, entgegnete Ceipek, eine Ethnisierung zementiere lediglich den Status quo und sei für sie nicht akzeptabel. "Möglicherweise hat die Aufregung über seine Aussagen den Sinn gehabt, dass wir konkret über das tatsächliche Problem sprechen - nämlich über Armut", meinte sie.

Unterstützung erfuhr Ceipek von Florian Klenk, dem Chefredakteur vom Falter. Dem gehe die Art der Diskussion "furchtbar auf die Nerven". Vor allem die Grünen sollten sich entspannen und Ceipek nicht Rassismus an den Kopf werfen. "Die politische Linke soll moderne Antworten finden und keine Sprechverbote erteilen", kritisierte Klenk. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 8./9.6.2013)