Wien - Die lang anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB "ist eine ganz gefährliche Entwicklung, weil man den Leuten das Sparen abgewöhnt", kritisiert der Vorstand des Verbandes der europäischen Bausparkassen, Andreas Zehnder, der anlässlich eines Kongresses in Wien war. Bei Sparzinsen von unter einem Prozent plus Steuer und Inflation bekommen die Sparer "weit unter null Prozent Zinsen, und das ist kalte Enteignung" , so Zehnder.

Er sei sich nicht sicher, ob die EZB das Ausmaß ihrer Zinspolitik erkannt hat, wenn nämlich die Menschen angesichts der Negativzinsen aufhören zu sparen. Das sei ein gefährlicher, weil schleichender Prozess, betonte Zehnder.

Die Zinspolitik der EZB habe zwar dazu geführt, dass es den Banken besser gehe, aber nicht den Menschen. Kurzfristig könne man mit der Zinspolitik zwar Geld machen, aber niemand kenne die langfristigen Auswirkungen auf die Verbraucher. Auch der Chef der S-Bausparkasse, Josef Schmidinger, meinte: "Krisenbekämpfung sei eine Sache, aber es müsse wieder investiert werden. Aus den Urlaubsfahrten mit dem nicht gesparten Geld entstehen noch keine Investitionen."

Um Immobilienblasen zu verhindern, sei es aber notwendig, dass jede Investition durch eine Spartätigkeit ersetzt werden müsse, betonte Herbert Pfeiffer, Chef der slowakischen Bausparkasse. Diese " Binsenweisheit" wurde in den USA vergessen, dann brach der Immobilienmarkt zusammen. Der Vorteil von Bauspardarlehen: Diese werden immer in nationaler Währung vergeben und möglichst mit eigenen Sparguthaben refinanziert, sagte Pfeiffer.

Das Entstehen von Immobilienblasen sei leicht zu erkennen: wenn sich die Leute überschulden, die Banken bei den Bonitätsprüfungen schleißig werden und sobald ein Institut beginnt, gegen den Trend die Sparzinsen anzuheben. (cr, DER STANDARD, 6.6.2013)