Interieur wird bei Katharina Grosse zur Leinwand: Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan. 

Foto: Wörgötter, © Grosse,VG Bild-Kunst Bonn

Wien - Mit Schlangen, die in der Sonne baden, hat die Ausstellung trotz des narrativen Titels Snakes lie between her and the shore erwartungsgemäß wenig zu tun. Seit Ende der 1990er-Jahre ist die Malerin Katharina Grosse bekannt für ihre mit Sprühpistole gemalten Bildräume, in denen sie die Grenzen des Mediums Malerei erprobt.

Statt Leinwände zu füllen, zogen sich ihre farbenprächtigen abstrakten Gemälde über Museumswände, Hausfassaden und irgendwann auch über ihr eigenes Schlafzimmer. Was die Malerin bis heute interessiert, ist das Verhältnis von Körper und Malerei, aber auch die Prozesshaftigkeit und körperliche Aktion, von der ihre In-situ-Gemälde erzählen.

In Bezug auf das Expressive ist ihre aktuelle Präsentation jedoch beinahe zurückgenommen. Anstelle einer riesigen Wandmalerei sieht man hier neue, für Grosses Verhältnisse fast kleinformatige Leinwandarbeiten: Auch sie basieren auf leuchtenden Farben und weisen neben gestischen Formen und Spuren der Sprühpistole auch weiße Leerstellen auf.

Grosse hat die Leinwände mit breiten Pinselstrichen bemalt, dann mit Schablonen bedeckt und diese mit Farbe besprüht. Neben den weißen Flecken und Brüchen, die durch die Wiederholung dieses Prozesses entstehen, macht die Konfrontation und Überlagerung der verschiedenen Maltechniken den Reiz dieser Bilder aus.

Was die technische Seite betrifft, ist in der Ausstellung eine weitere Leerstelle auf ganz ähnliche Weise entstanden: Sie befindet sich auf einem Sofa Modell 578, das Florence Knoll 1954 entworfen hat. Katharina Grosse hat auch dieses mit Schablonen bedeckt und es dann inklusive einer Bodenskulptur und dazugehörigem Teppich zu ihrer "Leinwand" gemacht.

Anders als die Erdhaufen, die Grosse etwa auch schon besprühte, verleiht die Intervention dem Sofa eine punkige Note. Gleichzeitig muss man jedoch vermuten, dass diese den Preis des Designklassikers nur noch hinaufgeschraubt hat.   (Christa Benzer, DER STANDARD, 6.6.2013)