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Aufmarsch der Zylonen auf einer Comic-Convention in San Diego: Kostümierte Fans der TV-Serie "Battlestar Galactica".

Foto: REUTERS/Mike Blake

Stefanie Esser mit ihrem Studienobjekt.

Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Bonn - Da Science Fiction stets auch unsere Gegenwart kommentiert, finden sich darin zwangsläufig die sozialen Phänomene und Probleme wieder, die uns aktuell beschäftigen. Religiöser Fundamentalismus ist ein solches Thema - und kein neues: In der SF reicht dies von Frank Herberts "Dune"-Zyklus bis zur aktuellen Reihe "The Bel Dame Apocrypha" der US-Amerikanerin Kameron Hurley; angesiedelt auf einem Planeten, der von religiösen Bürgerkriegen geplagt ist. Zahllose in einer nahen Zukunft angesiedelte Bücher thematisieren mittlerweile zudem den wachsenden Konflikt zwischen Wissenschaft und radikalen religiösen Strömungen.

Die deutsche Anglistin Stefanie Esser hat sich indessen einer TV-Serie zugewandt, in der Religion ebenfalls eine wichtige Rolle spielt: "Battlestar Galactica". Sie untersuchte für ihre Masterarbeit am Nordamerikastudienprogramm der Universität Bonn, wie in der beliebten US-Fernsehserie "Battlestar Galactica" christlich-fundamentale Positionen in die amerikanische Popkultur Einzug gehalten haben. Dafür verglich sie die Originalserie aus den 1970er Jahren und deren Neuauflage, die von 2004 bis 2009 lief.

Der Vergleich

Die Originalserie von Glen A. Larson verlegte laut Esser den Kalten Krieg in den Weltraum und kritisierte den damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter sowie die Verhandlungen zur nuklearen Rüstungsbegrenzung. "Die Zylonen fungieren als Metapher für die Sowjetunion, und die Zerstörung der Zwölf Kolonien der Menschen brachte die Befürchtung konservativer Politiker zum Ausdruck, dass Carters liberale Politik die USA an den Rand der Vernichtung bringen würde", sagt Esser.

In Ronald D. Moores modernisierter Version von "Battlestar Galactica" machen sich hingegen unter anderem die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York vom 11. September 2001 bemerkbar. "Die Serie behandelte den darauf folgenden Krieg gegen den Terror, einschließlich moralischer Fragen wie die Behandlung von Gefangenen und die Besetzung des Irak", berichtet die Kulturwissenschafterin. Auf religiöser Basis präsentiere die Originalserie "Kampfstern Galactica" aus den 70er Jahren eine theokratische Militärherrschaft als Idealvorstellung und verbreite mit teils missionarischem Eifer mormonisches Gedankengut, während die Neuauflage "Battlestar Galactica" die Gefahren fundamentalistisch-religiös motivierter Politik deutlich darstelle.

Esser zur Rolle populärer SF-Serien: "Sie sind ein ideales Medium, um indirekt Kritik zu üben, weil sie in ihrer Darstellung meist sehr weit von der gegenwärtigen Realität entfernt sind." Sabine Sielke, Leiterin des Nordamerikastudienprogramms, ergänzt, dass Serien dieser Art die Glaubenssätze der christlichen Rechten nicht einfach abbilden, sondern sie in Szene setzen, dabei ein Stückweit neu formulieren und ihnen den Anschein kulturellen Mainstreams geben würden. Esser möchte nun in ihrer Dissertation "Hol(l)ywood: The Christian Right in American Popular Culture" das Thema vertiefen. (red, derStandard.at, 7. 6. 2013)