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Trotz Gesundheitsgefahr wollen die Ilva-Arbeiter nicht, dass ihre Werke geschlossen werden.

Foto: epa/zennaro luca

Rom - Das italienische Kabinett setzt den Manager Enrico Bondi als Regierungsverwalter ein, um die drohende Schließung des größten europäischen Stahlwerks im süditalienischen Taranto abzuwenden. Der Regierungskommissar, der maximal drei Jahre lang amtieren wird, muss die Sanierung des umweltbelastenden Ilva-Stahlwerkes zügig umsetzen, berichtete Industrieminister Flavio Zanonato.

Bondi, der in den vergangenen Jahren den insolventen Milchkonzern Parmalat saniert und wieder an die Mailänder Börse gebracht hatte, hatte in den letzten Monaten als Geschäftsführer der Ilva-Gruppe amtiert, war jedoch vor einer Woche zurückgetreten.

Krebs- und Atemwegserkrankungen

Die Ernennung eines Regierungsverwalters wurde beschlossen, weil die Eigentümer des Stahlwerks, die Unternehmerfamilie Riva, bisher zu wenig zur Sanierung der von der Anlage verursachten Umweltschäden unternommen haben, klagte der Minister. Das Umweltministerium muss jetzt noch ein fünfköpfiges Expertenkomitee ernennen, das ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Schutz der Umwelt, der Ilva-Mitarbeiter und der Bevölkerung in Taranto entwerfen soll, lautet das Vorhaben des Kabinetts. Emissionen des Stahlwerks werden für einen massiven Anstieg von Krebs- und Atemwegserkrankungen sowie für Wasser- und Bodenverschmutzung in Taranto verantwortlich gemacht.

Eine Schließung der Anlage in der apulischen Stadt könnte den gesamten Ilva-Konzern mit Zehntausenden von Mitarbeitern gefährden, warnte Zanonato. Eine Stilllegung des Werks würde Italiens Wirtschaft circa acht Milliarden Euro kosten, rechnete der Industrieminister vor. Fast 25.000 Jobs hängen vom Ilva-Werk in der Hafenstadt ab. "Das Ilva-Werk hat zwar eine große industrielle Relevanz, dies bedeutet jedoch nicht, dass wir die damit verbundene Umweltbelastung ignorieren dürfen. Von den Beschlüssen bezüglich des Ilva-Konzerns hängt die Zukunft der italienischen Stahlindustrie ab", warnte Zanonato.

Der Regierungsbeschluss wurde vom Präsident der Region Apulien, Nichi Vendola, begrüßt. "Das Kabinett hat den richtigen Weg zur Lösung der Ilva-Probleme eingeschlagen. Jetzt heißt es, alle notwendigen Schritte zur Umweltsanierung zu unternehmen und zugleich die Arbeitsplätze zu retten", betonte Vendola. (APA, 5.6.2013)