Wien - Die Übernahme des ÖBB-Caterings (Henry am Zug) im April 2012 ist für Do-&-Co-Chef Attila Dogudan "die schwierigste Aufgabe im Portfolio". Voriges Jahr, wie auch heuer, werden hier jährlich zwei bis drei Mio. Euro verloren. Für das Projekt ÖBB-Catering veranschlagte Dogudan zwei bis drei Jahre. Es sei jedenfalls "ein Projekt mit Fragezeichen".
Die Gründe für die Komplikationen sind vielfältig: Anders als beim Vorgänger wurde auf Frischware umgestellt. Derzeit kommen allerdings zwei Drittel der Waren wieder zurück und wandern in den Mistkübel. "Sie können sich vorstellen, wie das auf das Ergebnis drückt", sagte Dogudan anlässlich der Präsentation der Bilanz.
Erfahrungswerte fehlen
Grundsätzlich sei die Infrastruktur in den 160 täglich zu beliefernden Zügen nicht geeignet. Die Trolleys, die in der Eco eingesetzt werden, erwiesen sich als "schwere Monster". In den Trolleys stimmt die Mindesttemperatur für die Snacks nicht, da die Wägen zu oft aufgemacht werden, dadurch ergeben sich Probleme mit der Kühlkette. Mit ein Grund für die hohe Anzahl der Retouren sei der Mangel an Erfahrungswerten: Man wisse nicht, wie viele Passagiere zusteigen. Das sei der große Unterschied zum Airline-Catering, wo man genau weiß, wie viele Passagiere an Bord sind. Nun wird daran gearbeitet, jeden der 160 Züge ins eigene EDV-System aufzunehmen. Nicht zuletzt müssen auch die vom Vorgänger übernommenen Mitarbeiter noch auf den Qualitätsanspruch von Do & Co geschult werden.
In zwei Monaten wird auf zwei Zügen ein neu entwickeltes Bestellsystem getestet. An jedem Sitz werden Barcodes eingebaut, mittels deren die Gäste via iPhone ihr Essen bis kurz vor der Bahnfahrt bestellen können - von einer Menükarte in 18 Sprachen. Dadurch erhofft sich Dogudan die Retourwaren zu reduzieren, weil etwa bei den Stopps in den Bundesländern nach- bzw. zugeliefert werden kann. Geklärt werden muss auch der Warenschwund.
Und es gelte den Trend der vergangen Jahrzehnte zu brechen: Die Bahnreisenden waren es gewohnt im Zug "nicht großartig konsumieren zu können". Hauptumsatzbringer bei Do & Co ist nach wie vor das Airline- Catering. Zwei Drittel des Gesamtumsatzes von 576 Mio. entfallen darauf. Mit Ausnahme von Österreich (minus neun Prozent) wurden in dieser Sparte Zuwächse verzeichnet. Verantwortlich für das Minus am Heimmarkt waren die Sparmaßnahmen der AUA.
Ganz anders die Situation im Ausland: In New York ist Do & Co durch einen Catering-Auftrag für British Airways zum größten Caterer außerhalb der US-Airlines aufgestiegen. In Polen wurde Ende 2012 das Catering der Lot gekauft. Damit ist Do & Co nun die Nummer eins im polnischen Airline-Catering und kann dort kostengünstig Sandwiches und Wraps für andere Standorte produzieren. Die intensivste Zusammenarbeit gibt es mit Turkish Airlines, für die das Unternehmen vom Fliegerdesign bis zum Management für das Catering alles betreut. Fliegende Köche gibt es nun auch in der Economy-Class.
Noch heuer will sich Do & Co mit einer Anleihe Cash für die weitere Expansion sichern. Bei einem Nettogewinn von 23 Mio. Euro erhalten die Aktionäre eine um fünf Cent auf 50 Cent erhöhte Dividende - "das wird Raiffeisen freuen", so Dogudan. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 5.6.2013)