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Die Flüsse holen sich ihren Platz zurück. NGOs fordern zur Prävention größere Überschwemmungsgebiete in unverbauten Gegenden.

Grafik: APA/RUBRA

Wien - Laut dem WWF drohen Österreich in Zukunft verstärkt große Hochwasser. "Doch statt unseren Flüssen durch Uferaufweitungen wieder mehr Platz für freie Überschwemmungsflächen zurückzugeben, werden sie oft mit noch mehr Kraftwerken zugebaut", erklärte Flussexperte Christoph Walder von der Naturschutzorganisation am Montag in einer Aussendung. Es gebe dafür einen Platzbedarf von rund 84.000 Hektar.

Ein "Jahrhunderthochwasser" wie das aktuelle - das zweite innerhalb von zehn Jahren - sei nicht zu vermeiden, aber gesunde Ökosysteme würden die Auswirkungen abfedern, so der WWF. Es gehe um großflächige Flussaufweitungen, das Schaffen von Retentionsflächen und die Förderung von naturnahen Lebensräumen in den Einzugsgebieten. Hinzu komme eine konsequente Raumordnungspolitik. Derzeit gingen in Österreich pro Tag acht Hektar Fläche durch die Versiegelung der Landschaft verloren, das entspreche einer Fläche von 16 Flussballfeldern. Die Flüsse befänden sich in einem Zwangskorsett. Hier müsse die Politik handeln.

Bereits im Jahr 2006 sei eine Studie der Universität für Bodenkultur im Auftrag des WWF zum Ergebnis gekommen, dass im Alpenraum durch den Klimawandel mit einer starken Niederschlagszunahme in den Wintermonaten und mit intensiverem Regen im Sommer zu rechnen sein werde. Diese Situation sei nun eingetreten.

"Es ist zwar Einiges passiert, aber nun muss die Chance ergriffen werden, ein Bundeshochwasserschutzprogramm zu initiieren", regte Walder an. "Die ökologischen Aspekte müssen in der Planung von laufenden Hochwasserschutzprojekten noch deutlicher berücksichtigt werden", fügte er hinzu. Dämme seien kein Allheilmittel, vielmehr würden zeitgemäße Konzepte Wasserläufen jeweils oberhalb von Siedlungsräumen mehr Raum geben, um Hochwasserereignisse zu dämpfen. 

Flüsse gehen "in die Höhe"

Auch die NGO Riverwatch forderte Hochwasserschutz mit der statt gegen die Natur. Das Ausmaß der Hochwässer sei teils auch hausgemacht. Abgesehen von Klimaveränderungen liegt der Hauptgrund für die massiven Überschwemmungen im Verbau der Fließgewässer. Flüssen und Bächen würden die natürlichen Überschwemmungsflächen genommen.

Allein seit 1950 habe man in Österreich 30.000 Kilometer Fließgewässer kanalisiert und eingestaut und dabei mehr als 400.000 Hektar ihrer natürlichem Überflutungsflächen (Auen) abgedämmt. Das entspricht fast der doppelten Größe Vorarlbergs. Die Wassermassen können sich also nicht mehr ausbreiten, sondern müssen „in die Höhe" gehen.

Die Lösung des Problems liege deshalb laut Riverwatch auch nicht im Bau neuer Dämme und Deiche, sondern in der Renaturierung der Flüsse. Außerhalb bebauter Gebiete müsse den Flüssen wieder soviel Platz wie möglich zurückgeben werden. "Österreich muss jetzt endlich die Renaturierung der Flüsse vorantreiben. Ein Hochwasserschutz ist nachhaltig nur mit der Natur möglich. Ein weiterer Verbau wird nur zu noch größeren Hochwässern führen", so Ulrich Eichelmann von Riverwatch.

Greenpeace warnt vor Chemieunternehmen

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte indessen vor den Folgen von Überschwemmungen. Sprecher Herwig Schuster ging vor allem auf an der Donau liegende Chemieanlagen ein, die Umweltkatastrophen auslösen könnten. Unternehmen, Lager und Häfen, in denen umweltgefährliche Chemikalien produziert, umgeschlagen oder gelagert werden, sind grundsätzlich gefährdet, besonders wenn die Hochwassersicherheit von technischen Einrichtungen abhängig ist. Greenpeace wolle solche Anlagen im Auge behalten. (APA/red, 3.6.2013)