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Nicht unterzukriegen: Tommy Haas.

Foto: Reuters/Mahe

Paris - Im hohen Tennisalter von 35 Jahren und 61 Tagen hat Tommy Haas eine Lücke in seiner Grand-Slam-Vita geschlossen. Und das im Schnelldurchgang. Nur 84 Minuten brauchte Deutschlands bester Tennisspieler beim 6:1, 6:1, 6:3 gegen den Russen Michail Juschni, um erstmals in seiner Karriere ins Viertelfinale der French Open einzuziehen - als erster Deutscher seit 17 Jahren. Dort trifft er am Mittwoch auf den Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien), der Philipp Kohlschreiber 4:6, 6:3, 6:4 und 6:4 bezwang . 1996 hatten Bernd Karbacher und der spätere Finalist Michael Stich das Viertelfinale in Roland Garros erreicht.

Die Runde der besten Acht hatte Haas zuvor bei den drei anderen Majors in Melbourne, Wimbledon und New York mehrfach erreicht. In Paris war 2002 und 2009 jeweils im Achtelfinale Endstation gewesen - im zwölften Anlauf klappte es nun mit dem Sprung in den Kreis der Topspieler. 

Bei einem Grand Slam ist Haas der älteste Viertelfinalist seit Andre Agassi 2005 bei den US Open, der Amerikaner hatte 74 Tage mehr auf dem Buckel. Im Viertelfinale der French Open ist der Weltranglisten-14. Haas sogar der älteste Spieler seit 42 Jahren, seit einem gewissen Ungarn namens Istvan Gulyas. Für den Altersrekord in Roland Garros in der Profitennis-Ära muss der "nimmermüde Haas" (L'Equipe) allerdings noch ein paar Jahre dranhängen. Pancho Gonzales, geboren am 9. Mai 1928, erreichte 1968 in Paris als 40-Jähriger das Halbfinale.

"Diese Statistiken sind cool, sie machen mich auch stolz. Was aber wirklich zählt ist, dass ich hier so weit gekommen und noch immer dabei bin", sagte Haas. Seine Erfolge immer nur an seinem Alter zu messen, würde dem besten Spieler der "Nach-Becker-Ära" allerdings nicht gerecht werden. "Genug mit den Kommentaren über den 35-jährigen Haas", twitterte US-Profi Mardy Fish: "Was ist mit der einfachen Tatsache, dass dieser Typ ein unglaublich guter Tennisspieler ist?"

Auf dem Court Suzanne Lenglen ließ Haas dies den fünf Jahre jüngeren Michail Juschni spüren. Der Weltranglisten-31., der sein Viertelfinal-Erlebnis in Paris bereits 2010 hatte, verzweifelte an seinem Kontrahenten. Juschni hielt nicht annähernd mit. Ein Aufschrei in Durchgang eins brachte keine Besserung, selbst als er in Satz zwei seinen Schläger an der Bank zerlegte, fand der Russe nicht ins Spiel.

Neunmal hackte er sein Racket auf die Plastiklehne, bis die Splitter flogen und die Balljungen sich in Sicherheit brachten. "Damit habe ich versucht, zurück ins Spiel zu kommen. Hat nicht geklappt", erklärte Juschni seinen Ausraster lapidar. Zu selten blitzte seine Klasse auf, mit der er Haas beim Vorbereitungsturnier in Rom noch 6:4, 6:3 geschlagen hatte: "Ich habe ihm zu viele Chancen gegeben, gutes Tennis zu spielen."

Anders als in der Runde zuvor beim Matchball-Drama gegen John Isner, bekam Haas beinahe keine Gegenwehr. Nicht einmal schimpfen musste er, dabei hatte er dies zuvor als schlechtes Zeichen gewertet: "Wenn ich mich einmal nicht aufrege, bekomme ich schon Nachrichten aus der Heimat, was mit mir los sei. Dann weiß die Familie, dass irgendetwas nicht stimmt." (sid; 3.6.2013)