Innsbruck/Kufstein/Kitzbühel - Nach dem massiven Hochwasser im Tiroler Unterland haben am Montag die Aufräumarbeiten begonnen. Für die Einsatzkräfte bot sich dabei ein verheerendes Bild, zum Teil waren die Schäden enorm, insbesondere im arg getroffenen Ort Kössen im Bezirk Kitzbühel. Zumindest konnte dort die Stromversorgung bis Mittag weitgehend wieder hergestellt werden. Laut Tiwag-Netz AG waren nur noch rund 100 Haushalte ohne Strom. Im Landhaus hatte am Vormittag ein Krisenstab getagt.

Landeshauptmann Günther Platter  kündigte anschließend erste Sofortmaßnahmen an. Diese sollen in der Regierungssitzung am Dienstag beschlossen werden, meinte Platter: "Die betroffene Bevölkerung soll wissen, dass wir auf ihrer Seite stehen und alles Menschmögliche unternehmen, um ihre schwierige Situation zu erleichtern und zu verbessern". Das Land werde sich bemühen, alle Behördenverfahren für die Betroffenen "schnell und unbürokratisch" abzuwickeln.

Die Gemeinde Kössen war von der Außenwelt abgeschnitten.

Etwa 100 Hangrutschungen und Muren

Bisher wurden an die 100 Hangrutschungen und Muren verzeichnet, berichtete Marcel Innerkofler, Leiter des Landeswarnzentrale. Die Wasserrettung hatte Boote aus allen Teilen des Landes für das Katastrophengebiet zusammengezogen. Insgesamt würden zudem 125 Mann des Bundesheeres bei den Aufräumarbeiten im Bezirk Kitzbühel mithelfen. Nach wie vor seien zahlreiche wichtige Straßenverbindungen im Unterland gesperrt.Die Autobahn war zwischen den Anschlussstellen Bernau am Chiemsee und Bergen gesperrt, eine Umleitung war laut ADAC eingerichtet. Die Sperre konnte gegen Mittag für Pkw aufgehoben worden. Ein Schienenersatzverkehr sei für die gesperrte Bahnverbindung zwischen Salzburg und München vorerst aber nicht möglich gewesen.

Die Niederschläge der vergangenen drei Tage hätten katastrophale Ausmaße angenommen, erklärte Klaus Niedertscheider vom Hydrographischen Dienst des Landes. In nur drei Tagen seien gebietsweise 300 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. In Kössen wurden in 24 Stunden 200 Liter Regen pro Quadratmeter registriert. Laut dem Landesfeuerwehrinspektor Alfons Gruber standen im Unterland weiterhin 3.300 Einsatzkräfte im Dauereinsatz. Wenn Schüler wegen der Hochwassersituation nicht am Schulunterricht teilnehmen, gelten diese Fehlstunden laut Landesschulrat als entschuldigt.

Vor allem Kufstein un Kitzbühel betroffen

Am stärksten betroffen waren die Bezirke Kufstein und Kitzbühel. In Kössen, das am Sonntag weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten und ohne Stromversorgung war, standen hunderte Häuser unter Wasser. Die Bewohner wurden zum Teil mit Hubschraubern oder von der Wasserrettung in Sicherheit gebracht. Beispielsweise musste laut ÖAMTC ein querschnittsgelähmter Mann, der in seinem Haus vom Hochwasser eingeschlossen war, vom Rettungshubschrauber "Christophorus 4" mittels Tau geborgen werden. Er wurde in das Krankenhaus Kufstein geflogen.

Der Vorstand der Tiroler Arbeiterkammer beschloss am Montag 100.000 Euro Soforthilfe für Arbeitnehmer, die vom Hochwasser betroffen sind. Der Südtiroler Schützenbund, der Bund der Tiroler Schützenkompanien und der Welschtiroler Schützenbund riefen zu einer Spendenaktion für die Hochwasseropfer auf. (APA, 3.6.2013)