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Synthetische Duftstoffe werden auch für die Herstellung von Duftkerzen verwendet.

Wien – Einstens lebten sie auch in unseren Breiten gemeinsam mit dem Vieh in einem Raum und wärmten sich am offenen Feuer – es war nicht gesund, dieses Leben. Heute putzen wir auf Putzteufel komm raus und duften um uns herum alles nieder, bis auch das letzte Stäubchen eines Geruchs verschwunden ist – auch nicht wirklich gesund, dieses Leben. Ganz im Gegenteil.

"Synthetische Duftstoffe, synthetische Duftkerzen, elektrische Dufter – das alles sind Belastungen", warnt Harald Brugger, Ökotoxikologe bei "die Umweltberatung" im Standard-Gespräch. Das Problem ist, dass die solcherart ausgeblasenen Duftstoffe mit jedem Atemzug eingeatmet werden – und die Wirkung einiger dieser Stoffe auf den Körper noch nicht ausreichend erforscht ist. Duftstoffe haben auch ein allergieauslösendes Potenzial.

Dufte als Stressauslöser

Außerdem gebe es laut Brugger Studien, wonach eine synthetische Beduftung regelrecht Stress auslöst – die Folge können Kopfschmerzen und eine verminderte Leistungsbereitschaft sein. Dabei gibt es ja auch natürliche Alternativen. Vor allem im Winter: Tannenzweige und mit Nelken gespickte Orangen sind da die Klassiker. Oder die Duftigen greifen zu ätherischen Ölen aus kontrolliert biologischem Anbau. Aber bitte auch die nur in Maßen – drei Tropfen in eine Schale mit Wasser reichen schon.

Die einfachste Alternative ist und bleibt aber immer noch: lüften. Regelmäßig die Fenster aufreißen, kurzes Stoßlüften, und die ganze künstliche Dufterei ist im Grunde obsolet. Ähnliches gilt laut Brugger natürlich auch für synthetische Duftstoffe in Reinigungsmitteln – auch hier gelte es, die künstlichen Nasenschmeichler tunlichst zu vermeiden. Bedenklich werde es aber vor allem, wenn Flächen, Gegenstände oder Textilien "nicht gereinigt, sondern nur überduftet werden".

Große Vorsicht ist auch bei Lacken, Wandfarben und Anstrichen in Innenräumen geboten. "Damit werden ja ziemlich große Flächen behandelt – wenn in den Farben Schadstoffe drinnen sind, die anschließend diffundieren, kann das eine massive Belastung zur Folge haben", warnt Brugger. Nun sei zwar der mögliche Lösungsmittelgehalt in Farben schon deutlich beschränkt worden – grundsätzlich wird aber jedenfalls zu Farben auf Wasserbasis geraten.

Rauchen im Inneren – schlimmer geht's nicht

Noch einmal zum Thema Lüften: Das ist auch ein meist wirksames Mittel gegen Schimmelpilzbildung. Auch hier wird vor dem Kippen der Fenster abgeraten – da können Wärmebrücken entstehen. Kleinere Schimmelpilzstellen könne man auch selbst mit Alkohol beseitigen – aber vorsichtig, um nicht zu viele Pilzsporen aufzuwirbeln, rät Brugger. Grundsätzlich sollte aber immer die Ursache für den Pilzbefall ergründet werden. "Einfach nur darüberdesinfizieren reicht nicht."

Grundsätzlich gilt natürlich: Wer in einem Innenraum raucht, braucht sich um die restliche Luftqualität keine weiteren Sorgen machen. Schlimmer und ungesünder geht's schon fast nimmer. Aber auch alle anderen Verbrennungsprozesse sollten gemieden werden – bis hin zu Räucherstäbchen. Wenn etwas brennt oder glost, entstehen immer Giftstoffe.

Und noch eine wichtige Regel des Umweltberaters: "Desinfektion hat in einem Privathaushalt nichts zu suchen." Denn einerseits holt man sich mit den Desinfektionsmitteln chemische Schadstoffe ins Haus – und gleichzeitig macht man damit "Tabula rasa für neue Bakterien, die dann auch Resistenzen bilden können".

Pflanzen als Luftverbesserer

Dass Pflanzen eine sehr positive Wirkung auf die Raumluft haben, betont Manuela Lanzinger, Zimmerpflanzenexpertin bei "die Umweltberatung". "Zimmerpflanzen können nicht nur rein psychologisch das Bedürfnis zum Kontakt mit der Natur abdecken – sie verbessern auch die persönliche Atemzone." Die wichtigste Wirkung dabei ist, dass Pflanzen Staub binden – teilweise können sie auch den Schallpegel senken.

Untersuchungen der Nasa haben auch belegt, dass Pflanzen bis zu einem Gewissen Grad sogar Giftstoffe abbauen können – allerdings mache das auch nur rund ein Prozent der positiven Wirkung von Pflanzen aus. Weitere sechs bis acht Prozent entfallen laut Studien auf die Schall- und Staubreduktion – und den großen überwiegenden Rest macht aber der allgemeine "Wohlfühleffekt" der Pflanze aus.

Inzwischen konnten aber auch frühere Warnungen wissenschaftlich widerlegt werden: dass Zimmerpflanzen etwa in Schlafzimmern eine schlechte Wirkung hätten. Anderes stimmt hingegen, betont Lanzinger: dass vor allem Latexallergiker sich vor dem Ficus benjamina hüten sollten. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 1.6.2013)