Vom Fräsen über das Galvanisieren bis zur Auslieferung: Die Herstellung der EVVA-Schlösser wird seit Jahren ökologisch optimiert.

Foto: Standard/David

Wien - Wenn bei EVVA im Öl gearbeitet wird, dann hat das ganz sicher nichts mit schwer alkoholisierten Mitarbeitern zu tun - dass es trotzdem nicht das Gelbe vom Ei ist, wissen sie bei der "Erfindungs-, Versuchs- und Verwertungs-Anstalt", wie das Unternehmen unabgekürzt heißt, aber schon länger.

Denn der Klassiker, der bei EVVA produziert wird, sind Zylinderschlösser. Und im Öl arbeiten heißt in diesem Fall, dass die Metallteile im Ölbad gefertigt werden. Und das belastet. Die Umwelt, die Mitarbeiter - und das Geldbörsel, wenn das Öl und die anfallenden öligen Metallspäne ordnungsgemäß recycelt werden.

Beleuchtungskörper austauschen

Der Produzent von Sicherheitssystemen an der Wienerbergstraße hat aber einen zentralen Anspruch: "Wir wollten schon lange zeigen, dass es auch eine saubere Industrie gibt", erläutert Stefan Ehrlich-Adám, CEO der EVVA-Gruppe. Und daher war dieser traditionsreiche Familienbetrieb auch einer der Ersten, der vor 15 Jahren beim damals neu initiierten Programm ÖkoBusinesPlan mitmachte.

"Damals wurde die Heizungsanlage erneuert, die Beleuchtungskörper ausgetauscht, da wurde bereits sehr viel gemacht", berichtet der Umweltbeauftragte des Unternehmens, Martin Staudigl. "Und wir wussten nach diesem ersten Jahr nicht, ob uns noch etwas einfallen würde." Es fiel ihnen aber nicht nur "etwas" ein - "das Programm wurde ein glatter Selbstläufer" und EVVA ein regelrechter Stammkunde bei den ÖkoBusinessPlan-Beratern.

Die bisher größte und langfristig erfolgreichste Maßnahme war die Umstellung von Öl- auf Trockenfertigung: Die Werkstücke werden nun nicht mehr im Ölbad bearbeitet - die anfallenden Späne werden sofort abgesaugt. Und das bringt sehr viel: "Es wird in einem reinen Umfeld gearbeitet, die Späne müssen nicht erst umständlich und teuer gereinigt und getrocknet werden - sondern können gleich für die Wiederverwertung verkauft werden", erläutert Staudigl. Ein Nebeneffekt: Auch die Werkzeuge werden bei dieser Methode weniger abgenützt.

Kreislaufsystem

Daher werden nun nach und nach die alten Öl-Fertigungen ersetzt. Aber nicht nur hier werden Ressourcen und Geld gespart: In der Galvanisierung etwa mussten die Abwässer früher entsorgt werden - jetzt wurde für diesen Arbeitsschritt ein Kreislaufsystem eingerichtet: Die Inhaltsstoffe werden direkt wieder abgeschieden und können genauso wie das Wasser wiederverwendet werden. Und wenn dabei nicht nur Entsorgungskosten, sondern auch noch mehr als 60 Prozent des benötigten Nickels eingespart werden, macht sich das bei den derzeitigen Rohstoffpreisen auch in den Bilanzen deutlich bemerkbar.

Oder: Anstelle der großen alten Metallkisten werden die fertigen Elemente der Zylinderschlösser jetzt in kleineren Kunststoffbehältern gesammelt und gelagert - die Wannen sind nicht nur leichter; in ihnen können die Teile gleich ausgeliefert werden, was Verpackungsmaterial spart - und sie können auch automatisiert manipuliert werden.

100 Betriebe beraten

All das spart Geld. In Summe viel Geld: "In den vergangenen Jahren konnten wir rund 1,8 Millionen Euro an Umweltkosten einsparen", bilanziert Martin Staudigl. Und da kann man sich schon auch einmal etwas leisten - etwa eine Photovoltaikanlage, mit der die komplette Grundlast des Betriebes abgedeckt wird. Und wenn man schon dabei ist, können ja auch gleich das Dach und die Fassade thermisch saniert werden.

Was den ÖkoBusinessPlan selbst betrifft, haben sich in den 15 Jahren seines Bestehens knapp 1000 Wiener Betriebe beraten lassen, bilanzierte Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) Anfang dieser Woche. Bei der Umsetzung der Projekte wurden insgesamt 115,5 Millionen Euro an Betriebskosten, 305.000 Tonnen CO2 und 122.500 Tonnen Abfälle eingespart. Letzteres wäre eine Müllwagen-Kolonne von Wien bis Linz. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 31.5.2013)