Wien/Klagenfurt - Die langfristige Belastung, die sich für den Steuerzahler aus der Restrukturierung und Abwicklung der notverstaatlichten Kärntner Hypo Alpe Adria Bank ergeben, könnte laut dem Hypo-Aufsichtsratschef Johannes Ditz unter jenen fünf Milliarden Euro liegen, "die immer als Minimum genannt werden". Dabei komme es darauf an, "wie man die nächsten Schritte setzt, wie man die Bewertungen setzt", betonte er im Ö1-Mittagsjournal.

Er kritisierte die von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) losgetretene Diskussion über die Kärntner Hypo: "Jeden Tag wird das Unternehmen ein Stück kaputt geredet", so Ditz. Das schädige das Unternehmen enorm, so könne es nicht gesteuert werden.

Deutlich unter Buchwert

Nicht zuletzt die Diskussion der letzten drei Monate ist laut Ditz Schuld daran, dass die Österreich-Tochter deutlich unter dem Buchwert verkauft werden muss. "Das hat uns vorsichtig geschätzt mindestens 30 Millionen Euro gekostet", so Ditz. Die Hypo Österreich wird laut Medienberichten um 65,5 Millionen Euro an die indische Srei-Gruppe verkauft - ihr Buchwert liege dagegen bei 120 Millionen Euro - ein Verlust von 55 Millionen Euro. Ditz wollte diese Zahlen nicht bestätigen, nur, dass unter dem Buchwert verkauft werden müsse. Es sei "extrem schädigend", dass schon vor einem Verkauf Zahlen über den Abschluss und Buchwert in den Medien auftauchten. Das sei keine staatsmännische Politik, die so eine Diskussion zulasse, betont Ditz.

Die von Bundeskanzler Faymann genannten Zahlen über die aus den Haftungen zu erwartenden Verlusten von vier bis sieben Milliarden Euro kann Ditz nicht nachvollziehen. "Ich weiß nicht, wer den Bundeskanzler beraten hat". Ditz warnte davor, eine Diskussion zu führen, bei der man sich mit Verlusten abfindet, die man verhindern hätte können, und sich nur mehr mit der Verteilung der Verluste beschäftigt. "Das ist meiner Meinung nach fast unverantwortlich", so der AR-Chef.

Restrukturierungsplan

Ditz ist überzeugt, dass 2013 mit einer gemeinsam getragenen Strategie mit den bereits budgetierten 700 Millionen bis zu einer Milliarde. Euro das Auslangen gefunden werden kann, und nichts mehr "explodiert".

Ditz bestätigte im Wesentlichen die kolportierten Eckpunkte des Restrukturierungsplanes, der bis Freitag nach Brüssel gesandt werden muss. Demnach wird die Österreich-Tochter verkauft, die Italien-Tochter abgebaut und für die Südosteuropa-Töchter soll mehr Zeit bekommen werden, um sie möglichst günstig verkaufen zu können. Außerdem soll eine Bad Bank gegründet werden. "Das sind durchaus gute, richtige Eckpunkte, wenn wird die so vereinbaren können, haben wir eine gute Grundlage, dann das Restrukturierungskonzept zu schaffen."

Er könne eine von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) abgelehnte Bad Bank nicht durchsetzen, er könne nur auf die Folgen hinweisen, für den Fall, dass sie nicht komme. Die Frage, ob in diese Abwicklungseinheit fünf oder zehn Milliarden hineinkommen, eventuell auch in Etappen, müsse man sich dann stellen, wenn die verschiedenen Möglichkeiten ausgelotet worden seien. Das sollte dann der Bank-Vorstand beurteilen.

Keine Amtsmüdigkeit

Ditz verneinte, amtsmüde zu sei, ganz im Gegenteil, kämpfe er momentan. "Mir geht es darum eine für das Unternehmenswohl und die Steuerzahler bestmögliche Lösung aus der jetzigen schwierigen Situation heraus zu schaffen", so Ditz. Er wolle aber nicht, dass die Politik Rahmenbedingungen festlege, die nicht dem entsprechen, was er schon sehr oft und sehr lange vorgetragen habe. "Wenn es sich anders entscheidet, kann ich das akzeptieren, dann werde ich es alleine aus Organhaftungsgründen heraus nicht umsetzen. Das kann passieren", sagte Ditz.

Auf die Frage, ob das Vertrauen zwischen ihm, den Organen der Bank und der Politik erschüttert sei, meinte Ditz: "Sie haben völlig recht, man kann nur diese Position im Endeffekt optimal ausüben, wenn man das uneingeschränkte Vertrauen des Eigentümers hat. Wenn man das nicht mehr hat, ist es sicher besser, wenn ein anderer diese Position übernimmt". (APA, 29.5.2013)