Wirft man einen Blick auf die Baupläne für neue Firmenzentralen von Apple, Amazon, Google und Facebook, könnte man den Eindruck gewinnen, ein Pritzker-Architekturpreis für Übermut sei ausgelobt. Amazon enthüllte vergangene Woche Pläne für begrünte Seifenblasen, Pardon Glaskuppeln, die Teil eines neuen Headquarters auf einem 300.000 Quadratmeter großen Geländes inmitten Seattles sein sollen. Apple schwebt als neue Schaltzentrale der iMacht schon länger ein an ein rundes Riesen-Ufo erinnerndes Gebäude in Cupertino vor. Facebook hat sich für seine Campus-Erweiterung für den abgewinkelten Stil von Stararchitekt Frank Gehry entschieden. Google setzt bei seinem neuem Firmenkomplex Bay View auf eine Anordnung von Rechtecken mit gebogenen Mittelteilen, die mit Brücken untereinander verbunden sind.

"Wir haben die Welt verändert"

Jeder der einzelnen Entwürfe signalisiert für die Silicon-Valley-Historikerin Margaret O'Mara von der University of Washington vor allem eins: "Wir sind etwas Besonderes, wir haben die Welt verändert und werden dies weiter tun." Und: Hier baut jemand mit einer Menge Cash auf dem Konto.

Doch immer wieder hat die Geschichte auch gezeigt: Manche Unternehmen, die sich intensiv auf die Planung prachtvoller Bauten einließen, waren wenig später im Begriff, ihren Zenit zu überschreiten.

"Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Apple-Raumschiff einmal den Spitznamen 'Death Star' bekommt, weil es so ein gigantisches Projekt und das Timing relativ schlecht ist", meint Hedgefonds-Manager Jeff Matthews von Ram Partners. Das neue Gebäude könnte erst zu einem Zeitpunkt verwirklicht sein, an dem Apples Produktzyklen bereits überreif sein könnten.

"Campus-Fluch"

Manche Beobachter sprechen gar von einem "Campus-Fluch", dem schon viele Tech-Konzerne schon zum Opfer gefallen seien. Als beliebtes Beispiel nennen sie Borland Software. In den frühen 1990er-Jahren gab das einst zweitgrößte unabhängige Softwareunternehmen mehr als 100 Millionen Dollar für neue Bürogebäude im Silicon Valley aus, umgeben von Teichen, Tennisplätzen und einem großen Swimmingpool. Von Microsoft zunehmend bedrängt wurde der Hersteller vor wenigen Jahren zu einem Preis verkauft, der ein Viertel unter jenen der seinerzeitigen Immobilieninvestitionen lag.

Andere Experten sehen in dem Megabaufieber der heutigen Tech-Firmen wirtschaftliche Vernunft gepaart mit nachhaltigen Überlegungen. Energieeffizienz sowie Gebäude, die dem heutigen Stil der Zusammenarbeit entsprächen (wie kurze Wege zu Kollegen in anderen Gebäuden, Infrastruktur vom Supermarkt, Arzt bis zum Friseur auf dem Gelände), brächten dem Unternehmen viele Vorteile. Wenn Mitarbeiter sich wohlfühlen, drücke sich das in einer Produktivitätssteigerung von fünf Prozent aus, sagt Architekt John Barton von der Stanford University. "Und das zahlt sich trotz hoher Investitionen letztlich für jedes Unternehmen aus." (kat, Reuters, DER STANDARD, 29.5.2013)

Google bevorzugt für seinen neuen Campuskomplex Rechtecke mit einem Knick.

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Amazon träumt für sein neues Headquarter von gläsernen Seifenblasen.

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Facebook hat für seine Campus-Erweiterung Stararchitekt Frank Gehry gewonnen.

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Apples futuristische Pläne erinnern an ein Ufo.

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