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50 Prozent der Patienten mit Histaminintoleranz reagieren auf alkoholische Getränke - die Hälfte davon auf Rotwein.

Foto: APA/Fredrik von Erichsen

Häufig wird bei Beschwerden von der "Rinnnase" bis zu Asthma-ähnlichen Symptomen, gastrointestinalen Beschwerden und Hautproblemen an eine Allergie gedacht. Doch nicht immer ist das der Fall.

"Allergie-Symptome" treten oft ohne eigentliche Allergie auf: Allein bei den Nahrungsmittelunverträglichkeiten fallen 40 Prozent streng genommen unter Histaminintoleranz. Dabei handle es sich um ein Ungleichgewicht zwischen der Nahrungszufuhr beziehungsweise der körpereigenen Produktion von Histamin und seinem Abbau, erklärte der Grazer Lungenspezialist Gert Wurzinger am Montag bei den Österreichischen Ärztetagen in Grado.

80 Prozent der Betroffenen sind Frauen

Histamin wird einerseits als Neurotransmitter und Gewebehormon - wichtig für die Magensaftsekretion, Appetitkontrolle, Lernfähigkeit, Schlaf-Wach-Rhythmus, Blutdruckregelung, Immunmodulation und Wundheilung - vom Körper selbst gebildet. Andererseits wird es mit Nahrungsmitteln wie alkoholischen Getränken, Fertignahrung, Konserven, Fisch oder Käse zugeführt. Das kann die Balance bei manchen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen.

Wurzinger: "Ein Prozent der Bevölkerung leidet an einer Histaminintoleranz. 80 Prozent davon sind Frauen, zumeist um das 40. Lebensjahr." Stress und Entzündungen kurbeln die Produktion von Histamin an. Bei vielen Betroffenen liegt aber auch eine verminderte körpereigene Produktion des wichtigsten Histamin-abbauenden Enzyms, der Diaminooxidase (DAO) vor.

Laboruntersuchungen nur bedingt aussagekräftig

Ein "Worst Case"-Szenario sind Patienten mit einer über das Immunglobulin E (IgE) vermittelten Typ-1-Allergie auf Pollen, Hausstaubmilbe, Tierhaare etc., bei denen die Mastzellen bei Kontakt mit einem Allergen Histamin ausschütten und eine gleichzeitig vorliegende Histaminintoleranz (DAO-Mangel etc.).

Die Diagnose der Intoleranz ist nicht ganz einfach: Laboruntersuchungen von Blut und Harn sind nur bedingt aussagekräftig. Am ehesten gibt noch ein Beschwerdetagebuch Auskunft, worauf Betroffene mit den Symptomen reagieren. Dann kann eine "Eliminationsdiät", bei der besonders Histamin-haltige Nahrungsmittel gezielt vermieden werden, die konkretere Ursache bestimmen helfen.

Rotwein, Weißwein, Käse, Schokolade

Die "Verdächtigen" sind längst bekannt: 50 Prozent der Patienten mit Histaminintoleranz reagieren auf alkoholische Getränke - fast 50 Prozent auf Rotwein, dann folgen Weißwein, Sekt und Bier. 25 Prozent der Betroffenen berichten von Symptomen nach Käsekonsum - je "gereifter", desto mehr Histamin. An dritter Stelle folgt die Schokolade (23 Prozent). Den Konsum können Betroffene einschränken oder vermeiden.

Allerdings können auch Arzneimittel zu heftigen Beschwerden führen: Viele Anästhetika sind hoch potente Histamin-freisetzende Substanzen, auch Opiate wie Codein, Morphin etc. Hinzu kommen die meisten nichtsteroidalen Antirheumatika. Umgekehrt gibt es zahlreiche gebräuchliche Arzneimittel, welche das DAO-Enzym blockieren, das den Histamin-Abbau zu bis zu 80 Prozent bewirkt. (APA/red, derStandard.at, 28.5.2013)