Bachelor-Absolventen verdienen am Arbeitsmarkt kurz nach ihrem Studium annähernd so viel wie Absolventen mit einem Magister-Titel – das ergibt eine Studie der Universität Wien. "Es gibt sehr wohl einen Arbeitsmarkt für Bachelor-Absolventen", sagte der Uni-Wien-Rektor Heinz Engl bei einer Pressekonferenz am Montag. Deutliche Unterschiede im Gehalt gibt es nach Studienrichtungen und Geschlecht. Absolventinnen der Uni Wien verdienen drei Jahre nach Studienabschluss 13 Prozent weniger als Männer. Ein Grund dürfte die unterschiedliche Studienwahl sein.

Die Wiener Universität hat in den Jahren 2003 bis 2011 gemeinsam mit der Statistik Austria Daten von 30.871 AbsolventInnen erhoben und anonymisiert mit den Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger abgeglichen. 75 Prozent der untersuchten Personen haben ein Diplomstudium absolviert, das Bologna-System findet erst langsam seinen Niederschlag in der Statistik.

Direkt nach Ende des Studiums nehmen mehr als zwei Drittel der Absolventen ein unselbstständiges Beschäftigungsverhältnis an. Drei Jahre nach Studienabschluss sind bereits 88 Prozent der Absolventen in einem Anstellungsverhältnis. Rund 5,1 Prozent der Studierenden sind drei Jahre nach Studienabschluss selbstständig, rund 6,6 Prozent befinden sich in atypischen Beschäftigungen, dazu zählen geringfügige Beschäftigung und freie Dienstnehmerschaften. Nicht berücksichtigt wurden Absolventen im Ausland, Personen über 35 und Studierende, die gleich ein Studium anschließen.

2,5 Monate Jobsuche

Nach dem Studienabschluss dauert die Jobsuche im Median rund zweieinhalb Monate. 26 Prozent aller Absolventen haben so gut wie keine Wartezeit zwischen Studium und Job – ein Großteil ist aber auch schon vor Ende des Studiums in diesem Job tätig. Ein halbes Jahr nach Studienabschluss sind rund 75 Prozent beschäftigt, die übrigen AbsolventInnen sind in Vorbereitung etwa auf ein Gerichts- oder Unterrichtsjahr oder arbeitslos. Diese 25 Prozent scheinen nicht in der Sozialversicherung auf. Rund zweieinhalb Monate suchen Bachelor-AbsolventInnen, bevor sie einen Job finden, Diplomabsolventen brauchen rund 2,7 Monate.

Besonders schnell einen Job finden Informatiker und Meteorologen, sie brauchen dafür weniger als einen Monat. Zwischen ein und zwei Monate brauchen beispielsweise Absolventen der Statistik, Mathematik, Betriebswirtschaft, Bildungswissenschaft, Pflegewissenschaft und Geschichte. Am längsten suchen Absolventen der Ärchäologie (6 Monate), der Afrikawissenschaften (5,2 Monate), der Europäischen Ethnologie (5,0 Monate) und der Orientalistik (4,4 Monate).

Deutliche Gehaltsunterschiede

Deutliche Unterschiede zeigt die Erhebung bei den Einkommen. Hier gibt es nicht nur Unterschiede nach Studiengruppe, sondern auch nach Geschlecht. Drei Jahre nach Studienabschluss verdienen Frauen 13 Prozent weniger als Männer. "Es liegt die Vermutung nahe, dass es mit der Studienwahl zu tun hat", sagt Engl, eine genauere Analyse der Daten sei jedoch notwendig.

An der Uni Wien haben in den letzten Jahren deutlich mehr Frauen als Männer ein Studium abgeschlossen, von den 30.871 Absolventen der Erhebung waren 21.470 Frauen (69,5 Prozent). Bei der Verteilung nach Studiengruppen zeigt sich deutlich, dass jene Studienrichtungen, deren AbsolventInnen eine niedrigeres Einkommen haben, einen hohen Frauenanteil unter den AbsolventInnen aufweisen. So sind 76,8 Prozent aller AbsolventInnen der Sozialwissenschaften Frauen, bei den Geistes-und Kulturwissenschaften sind es 76,7 Prozent. Ein annäherend ausgeglichenes Geschlechterverhältnis gibt es hingegen bei den Rechtswissenschaften (46,4 Prozent Männer und 53,6 Prozent Frauen) und den Wirtschaftswissenschaften (51,6 Prozent und 48,4 Prozent).

Das Median-Einkommen entspricht ein Jahr nach Studienabschluss 1.814 Euro brutto, am geringsten fällt es bei den Lehramtsabsolventen und Juristen aus – diese sind im ersten Jahr jedoch oft im Unterrichts- oder Gerichtsjahr.

Drei Jahre nach Studienabschluss ergibt sich ein anderes Bild: Das Median-Einkommen beträgt dann 2.396 Euro brutto, wobei Geistes- und Kulturwissenschaften das Schlusslicht bilden. RechtswissenschaftlerInnen und LehrerInnen verdienen dann über dem Durchschnitt. Nach drei Jahren verdienen Pharmazeuten am besten (3.455 Euro brutto im Median), gefolgt von Informatikern (3.070 Euro), Geologen (3.059 Euro), Betriebswirten (2.997 Euro) und Mathematikern (2.997 Euro). Am geringsten ist das Einkommen nach drei Jahren im Median bei Archäologen und Afrikawissenschaftlern, sie verdienen zwischen 1.000 und 1.500 Euro brutto.

Nach fünf Jahren beträgt das Medianeinkommen 2.721 Euro brutto, wobei hier ein deutlicher Unterschied zwischen den Studiengruppen ersichtlich ist. Geistes- und Sozialwissenschaftler verdienen fünf Jahre nach Studienabschluss 2.193 Euro brutto, Wirtschaftswissenschaftler 3.469 Euro.

20 Prozent im öffentlichen Dienst

Aufgeschlüsselt nach Abschlussart ergibt das folgende Median-Einkommen: Bachelor-Absolventen verdienen ein Jahr nach Studienende 1.593 Euro brutto, Diplom-Absolventen 1.725 Euro brutto, Master-Absolventen 2.141 Euro und Doktorats-Absolventen 2.785 Euro brutto. Rund ein Fünftel der Absolventen der Uni Wien finden ihre berufliche Betätigung im öffentlichen Dienst, 12 Prozent im Hochschul- und Weiterbildungsbereich. Diese hohen Zahlen lassen sich auch durch die große Anzahl an Lehramtsstudien an der Uni Wien erklären.

Ergebnisse sollen in Studienpläne einfließen

"Die Studie lässt erkennen, dass unsere Bachelor-Absolventen binnen kurzer Zeit Arbeit finden und unsere Master-Absolventen mit sehr gutem Gehalt in die Berufswelt einsteigen", sagte Vizerektorin Christa Schnabl. Die Ergebnisse sollen auch in die Evaluierung von Studiengänge einfließen: "Für uns ist es wichtig, den gesamten Studierenden-Lebenslauf im Blick zu haben. Das Standing am Arbeitsmarkt ist ein Punkt, der bei der Reform der Curricula einfließen wird", so Schnabl.

Für einzelne Studienrichtungen soll es ab Juni "Factsheets" auf der Homepage der Uni Wien geben. (seb, derStandard.at, 27.5.2013)