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Fondsmanager zetteln Streit an. So brutal wie bei der Hedge Fund Fight Night, einem Charity-Box-Event, geht es aber selten zu.

Foto: Reuters/Yip

Wien - Die Gangart zwischen Aktionären und dem Top-Management börsennotierter Gesellschaften wird rauer. Immer öfter begehren " aktivistische Investoren" auf und stellen sich gegen die strategische Ausrichtung des Managements. Beim japanischen Elektronik-Riesen Sony fordert der Hedgefondsmanager Daniel Loeb die Zerschlagung, bei der deutschen Lufthansa ging die Wahl des Aufsichtsrats nur unter lauten Nebengeräuschen über die Bühne, auch der mächtige Banker Jamie Dimon von JPMorgan musste sich gegen heftige Kritik von Investoren wehren. Aktuell trifft sich auch die Schweizer Großbank UBS mit einem aktivistischen Investor, der das Geldinstitut zerschlagen will.

Fälle wie diese haben in den vergangenen Jahren kräftig zugenommen. Laut den Daten von FactSet, die dem Standard vorliegen, sind 2012 mehr als 240 aktive Kampagnen von Investoren gestartet worden, um Managements auszutauschen oder die Unternehmensstrategie zu ändern. Das sind knapp doppelt so viele Fälle wie im Schnitt der fünf Jahre davor. Mittlerweile sind die aktivistischen Anleger bereits zu einer richtigen Anlageklasse geworden. Daten vom Branchendienst Hedge Fund Review zeigen, dass aktivistische Fonds heute so viel Geld veranlagen wie noch nie. Investoren vertrauen ihnen mittlerweile über 70 Milliarden Dollar (54 Mrd. Euro) an.

Streit um die Führung

Mit dem größeren Vertrauen kommen auch größere Ziele. Daniel Loeb etwa, der 51-jährige Hedgefondsmanager und Gründer von Third Point, hat bereits den ehemaligen Yahoo-Chef abgesetzt und vergangene Woche vorgeschlagen, den traditionsreichen Elektronikkonzern Sony zu zerschlagen. Mit seinen knapp zehn Milliarden Dollar an verwaltetem Vermögen hat seine Stimme Gewicht. Sony prüfe die Pläne und hat sich nicht kategorisch gegen den Investor in Stellung gebracht.

Doch nicht nur Hedgefonds wie Third Point pochen auf ihre Mitsprache. Auch andere institutionelle Anleger, wie Fondsgesellschaften, Pensionsfonds und Privatbanken, haben in den vergangenen Jahren angefangen, sich einzumischen. Bisher hatten sie das Geld der tausenden Sparer recht passiv verwaltet, ohne viel Konfliktstoff mit den Managern.

Doch zuletzt war es etwa die deutsche Fondsgesellschaft Union Investment, die gegen die Bestellung von Wolfgang Mayerhuber in den Aufsichtsrat der Lufthansa stimmte und harsche Kritik äußerte. In Großbritannien und den USA haben Fondsgesellschaften in den vergangenen zwei Jahren immer wieder ihren Unmut über die Gehälter von Spitzen-Bankern geäußert.

Aktuell geht es vor allem um Restrukturierungen bei den aktiven Fonds. So bastelt der erfahrene Hedgefondsinvestor Car lIcahn seit Wochen an einem Gegenangebot zur Übernahme des PC-Herstellers Dell. Bill Ackman kann sich indes über einen neuen Vorstand beim weltweit agierenden Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble freuen. Er hat mit seinem Fonds Pershing Square Capital seit einem Jahr einen Wandel bei P&G gefordert. Nun muss Bob McDonald, der bisherige CEO, den Hut nehmen. Er wird auch wegen Ackmans Druck aus dem Unternehmen ausscheiden, der langjährige Vorstand Alan Lafley wird ihn ersetzen.

Eine Frage des Geldes

Oft genug sind es aber ganz profane Dinge, die von Hedgefonds eingefordert werden. Im Februar etwa hatte David Einhorn mit seinem Fonds Greenlight Capital eine Klage gegen den US-Technologiekonzern Apple eingebracht. Er wollte, dass das Unternehmen die über 140 Milliarden Dollar an Barmitteln, die es nach Jahren guter Gewinnlage hortet, an die Anleger ausschüttet. Apple gab dem Druck schließlich nach. Tatsächlich haben die Barbestände von Unternehmen in den USA und Europa laut aktuellen Daten Rekordniveau erreicht. Zuletzt hatte der Hedgefonds Jana Capital beim US-Chemiekonzern Ashland ein Aktienrückkaufprogramm und eine Dividendenerhöhung durchgesetzt. Dieser Streit um die Verteilung der Unternehmensgewinne wird Investoren und Manager noch länger beschäftigen. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 25.5.2013)