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David Alaba hat ein Ticket nach London.

Foto: AP/Barth

Manchmal ist sich der 20-jährige David Alaba selbst ein Rätsel. In stillen Momenten, die mittlerweile recht laut geworden sind, denkt er: " Das kann eigentlich alles gar nicht wahr sein." Dann hält er inne, dankt dem lieben Gott. "Aus ihm schöpfe ich die Kraft, er hat es gut gemeint mit mir." Das Schäfchen hat freilich einen Beitrag geleistet. "Ich arbeitete hart."

Am 25. Mai kann er als erster österreichischer Fußballer auf dem Feld die Champions League gewinnen. Vorausgesetzt, die Bayern schlagen Dortmund. Alaba ist ein Elftel der Münchner, sein Platz ist links in der Viererkette. Dabei kickt er lieber im Mittelfeld, aber man kann nicht alles haben. Im Falle eines Erfolges wird Franck Ribery möglicherweise "Bist du deppert" schreien. Der Franzose hat diesen Ausdruck von seinem Mitspieler Alaba gelernt. Die beiden sind "Haberer". An der Aussprache dieses Wortes feilt Ribery noch.

Gottes Werk beginnt am 24. Juni 1992 in Wien mit der Geburt Alabas. Vater George hatte es 1984 aus seiner Heimat Nigeria nach Österreich verschlagen, um hier zu studieren. Er lernte im 22. Hieb (Für Ribery: Das ist der 22. Bezirk namens Donaustadt) Krankenschwester Gina, eine Philippinerin, kennen. George – er war der erste schwarze Soldat im Bundesheer – heiratete Gina, jobbte als DJ und Rapper, mit dem Duo "Two in One" belegte er Platz zwei in den Charts. Davids jüngere Schwester Rose singt auch passabel, eine Karriere ist nicht auszuschließen.

Ihr großer Bruder spielte immer schon Fußball. Als Vierjähriger lief er den Siebenjährigen davon, als Siebenjähriger trickste er die Zehnjährigen aus. Der SV Aspern war sein erster Verein, die Wiener Austria sein zweiter. Der Bub war viel zu gut für beide. 2008 übersiedelte er nach München, um bei den Bayern den Feinschliff zu bekommen. Der linke Fuß ist ein Wunder, der rechte muss sich nicht genieren. Im Alter von 17 Jahren und 122 Tagen debütierte er im österreichischen Nationalteam, so jung war in der Landesgeschichte noch keiner. Alabas Marktwert wird mit 20 bis 30 Millionen Euro beziffert.

David ist bodenständig, lustig und bescheiden geblieben. Mamas Essen ist das beste. Vater George sagt: "Moral ist wichtig. Mein Sohn hat das Wesentliche von drei Kontinenten intus: Die Freude an der Gemeinschaft aus Nigeria, den Ehrgeiz und die Disziplin aus Europa, die Demut und Toleranz von den Philippinen." David sagt: "Ich bin ein echter Weaner." Ribery sagt: "Bist du deppert." (Christian Hackl – DER STANDARD, 255. 2013)