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Johanna Wanka wurde im Februar zur neuen Bildungsministerin in Deutschland ernannt.

Foto: AP/Michael Sohn

Zu viel Andrang und überfüllte Hörsäle: Die Koalition streitet einmal mehr über die Situation an Österreichs Universitäten. Nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs, wonach einem ehemaligen Medizinstudenten Schadenersatz zusteht, weil er wegen der widrigen Studienbedingungen nicht in der vorgesehenen Zeit fertigstudieren konnte, erneuerte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle Anfang der Woche seine Forderung nach einer flächendeckenden Regelung des Uni-Zugangs.

Die SPÖ ist strikt dagegen und möchte, dass die Studienplätze ausgebaut werden, anstatt sie zu beschränken. Andrea Kuntzl, Wissenschaftssprecherin der Sozialdemokraten, verlangte, das Problem der überfüllten Studien auf europäischer Ebene zu lösen.

Numerus-clausus-Flüchtlinge aus Deutschland

"Entweder die anderen EU-Staaten zahlen uns für die Uni-Ausbildung ihrer jungen Leute, oder es sollen keine Numerus-clausus-Flüchtlinge von anderswo bei uns studieren dürfen", sagte Kuntzl dem Radiosender Ö1. Betroffen von Ausgleichzahlungen wäre in erster Linie Deutschland. Die ehemalige Bildungsministerin Anette Schavan - sie musste im Februar wegen einer Plagiatsaffäre zurücktreten - hatte jedoch stets betont, dass Deutschland zu keinen Zahlungen bereit sei.

Auch ihre Nachfolgerin Johanna Wanka (CDU) ist keine Anhängerin von Ausgleichszahlungen. "Die Mobilität von Studierenden ist aus unserer Sicht absolut erwünscht", sagt eine Sprecherin zu derStandardat. Es sei eines der Ziele der Bologna-Reform gewesen, mehr Mobilität im europäischen Raum herbeizuführen.

Deutschland gegen Ausgleichszahlungen

Deutschland lehne Ausgleichszahlungen ab, da sie der Bologna-Idee widersprechen. "Hinzu kommt, dass durchaus auch die Empfängerländer von ausländischen Studierenden profitieren, wie aktuelle Studien belegen, da ein Teil dieser Studierenden langfristig im Ausland bleibt und dort - meist als gut ausgebildete Fachkraft - durch Steuern und Sozialabgaben zum Wohlstand des Landes beiträgt."

Weniger deutsche Studenten im Ausland als umgekehrt

Gleichzeitig betont die Sprecherin Wankas, dass Deutschland von einer internationalen Ausgleichsregelung unterm Strich profitieren würde. Auch Deutschland kenne Ungleichgewichte zwischen Ländern, aus denen viele Studierende kommen, in die aber vergleichsweise wenige deutsche Studierende gehen. "Aus Polen und Bulgarien beispielsweise kommt ein Vielfaches an Studierenden hierher, als umgekehrt Deutsche zum Studium in diese Länder gehen." Insgesamt nehme auch Deutschland mehr Studierende aus dem Ausland auf, als Deutsche ein Studium im Ausland aufnehmen. 

65.000 Ausländer an Österreichs Unis

Die Zahl der ausländischen Studenten hat sich an den österreichischen Hochschulen in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das zeigt eine auf Daten der Hochschulstatistik erstellte Sonderauswertung zur Studierenden-Sozialerhebung 2011 des Instituts für Höhere Studien (IHS). Demnach studierten im Wintersemester 2010/11 rund 65.000 Ausländer an den heimischen Unis, Fachhochschulen (FH) und Pädagogischen Hochschulen (PH), 2000/01 waren es erst rund 31.000. Damit ist in etwa jeder fünfte Student in Österreich Ausländer - im internationalen Vergleich eine sehr hohe Zahl, die nur von Zypern übertroffen wird.

38 Prozent aus Deutschland

Besonders hoch ist der Anteil ausländischer Studenten an den Kunstunis (47 Prozent), während er an wissenschaftlichen Unis im Durchschnitt und an PH (sechs Prozent) und FH (13 Prozent) deutlich darunter liegt. Der Großteil der Ausländer an den Unis stammt aus Deutschland (38 Prozent), elf Prozent aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens, neun Prozent aus Südtirol und fünf Prozent aus der Türkei. 17 Prozent haben den Pass eines anderen osteuropäischen Landes, neun Prozent kommen aus westeuropäischen Ländern und elf Prozent aus Staaten außerhalb Europas. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 24.5.2013)